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Mehr gesunder Menschenverstand für die Marktwirtschaft




01.02.21 09:35
Euroswitch

Frankfurt am Main (www.aktiencheck.de) - Je erfolgreicher die Marktwirtschaft für den Wohlstand der Weltbevölkerung ist, desto mehr scheint sie um ihren Bestand bangen zu müssen, so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch.

Zweifelsohne hätten es dank Marktwirtschaft und Globalisierung Hunderte Millionen aus der Armut geschafft - behauptet werde aber oft das Gegenteil.

"Der Aktienmarkt scheint einer der letzten Märkte zu sein, der sich nach realwirtschaftlichen Aspekten im gewissen Rahmen rational, also marktwirtschaftlich, verhält. Auch erfüllt er im Wesentlichen die Lenkungsfunktion, das bedeutet das Unternehmen erhält am meisten Geld durch die Anleger, welches es wertschöpfend einsetzen kann", so Böckelmann. Diese Lenkungsfunktion werde aber zunehmend politisch beeinflusst. "Insbesondere die Dekarbonisierungs-Ziele der Regierungen finden ihren Weg in Anlagevorschriften und Anlageempfehlungen, die ungeachtet betriebswirtschaftlicher Effizienz immer mehr Anlagegelder in Unternehmen spült, die zwar "grün" sind, aber nicht zwingend erfolgreich und damit wertschöpfend", wundere sich Böckelmann.

Die Kursentwicklungen mancher grüner Aktien würden an die von Kryptowährungen und die Technologieblase 2000 erinnern - Enttäuschungen seien daher vorprogrammiert. Da der Zinsmarkt beginnend mit der Finanzkrise 2008 und verstärkt seit der Pandemie kaum mehr eine Marktfunktion übernehme, da faktisch Interventionen der Notenbanken den maximalen Zins bestimmen würden und nicht mehr die eigentlichen Risiken der Geldanlage, bleibe der Aktienmarkt trotz jüngster Entwicklungen ohne Alternative. "Es kommt darauf an, die wirklich wichtigen Informationen zu filtern, zu bewerten und selektiv in hohe Qualität zu investieren", sei Böckelmann überzeugt.

Fehlentwicklungen würden oft dem Markt oder der Wirtschaft zugeschrieben, obwohl politische Fehlentscheidungen wesentlich für ausbleibende Wunschergebnisse verantwortlich sein dürften. Sei es in Fragen zu wenigen Wohnraums, wo Bauverordnungen und Mieterschutzgesetze bis zu Mietdeckeln Neubauten verhindern würden oder sei es in der aktuellen Impfdebatte, in der man trotz eigener Fehler gerne auf Unternehmen als Schuldige zeige. "Eigentlich muss man der Marktwirtschaft und der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dankbar sein, dass diese in zehn Monaten Impfstoffe entwickeln, wofür man sonst zehn Jahre benötigt. Statt die Hersteller zu beschimpfen, sollte man jetzt eher an Lösungen arbeiten", so Böckelmann. Neben fehlenden Mengen scheinen auch prinzipiell politisch verursachte Probleme in der Logistik vorzuherrschen. "Es tut gut, dass nach Tagen der Debatte unser Finanzminister am Donnerstag im US-Fernsehsender CNBC erstmals zugab, zu spät Impfstoff bestellt zu haben. Insofern scheint Einsicht der schnellste Weg zur Besserung", erläutere Böckelmann.

Was sich zum Jahresende bereits angedeutet habe, scheine daher Realität zu werden. "Die Impfstoffprogramme dauern schlichtweg zu lange, damit die Weltwirtschaft schnell und stark genug anziehen kann, um die jüngsten Aktienkursanstiege rechtfertigen zu können", habe Böckelmann gesagt. Mit dieser Erkenntnis hätten die Kursschwankungen im Monatsverlauf signifikant zugenommen, jedes präsentierte Jahresendergebnis der Unternehmen sei noch mehr als sonst kritisch hinterfragt worden. Verstärkt worden seien die Marktunsicherheiten auch durch Aktivitäten von Kleinanlegern, die sich über Internetplattformen verabredet hätten, um gezielt durch starke Hebelung ihrer Geldeinsätze gegen die Positionen von Finanzinstitutionen zu spekulieren.

"Dass hinter jeder Aktie ein Unternehmen mit Mitarbeitern steht, dass die Märkte eng miteinander verbunden und Kettenreaktionen nicht auszuschließen sind, scheint den handelnden Akteuren entweder nicht bewusst oder völlig egal", fasse Böckelmann zusammen. Bei den Aktionen sei es nicht nur um kleinere Aktientitel gegangen. Selbst Nokia, einer der fünfzig größten Aktientitel Europas, habe Kursschwankungen von 30% binnen weniger Minuten erlebt. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kapitalmärkte strengere Regulierungen erfahren, um solchen Ereignissen Einhalt zu gebieten", so Böckelmann. (01.02.2021/ac/a/m)






 
 
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