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Frankfurt am Main (www.aktiencheck.de) - Mit Spannung wurde der Beginn der Berichtssaison der Unternehmen erwartet - insbesondere deren Aussagen zu Lieferkettenstörungen und Inflation sowie deren Auswirkungen auf die Ergebnisse, so die Experten der Vermögensmanagement Euroswitch.
Stand heute habe etwa ein Drittel der Unternehmen berichtet und die hohen Markterwartungen an Umsatz- und Gewinnentwicklung bislang übererfüllt. Nicht nur, dass der Aktienmarkt bereits im Vorfeld angetrieben durch hohe Erwartungen gestiegen sei - positive Überraschungen würden nochmals zu signifikanten Steigerungen bei Einzeltiteln führen. "Der Aktienmarkt und seine fiebrigen Teilnehmer sind aktuell gefangen in einer nahezu perfekten Vorstellungswelt von nur temporären Störungen des Langfristszenarios aus niedriger Inflation, niedrigen Zinsen und konstruktiven Wachstums in der Welt", warne Thomas Böckelmann, der leitende Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch.
Mit durchschnittlich +5% in den ersten zwei Wochen seit Beginn der Berichtssaison verzeichne der US-Aktienmarkt den deutlichsten Anstieg seit mehr als 20 Jahren in Folge guter Unternehmenszahlen. Dabei werde durchaus selektiert - Unternehmen, die auch nur leicht die Erwartungen verfehlen oder Andeutungen zu einem durch Lieferketten oder Inflation herausfordernden Umfeld machen würden, würden schnell durch Kursverluste abgestraft. Übertreibungen in einigen Anlageklassen seien dabei nicht zu übersehen. Politik und Notenbanken seien aber sehr bemüht, dieses Szenario zu stützen.
"Strukturelle Risiken aus sich wegen der Geopolitik ändernden Lieferketten und steigender Inflation in Grundversorgungsbereichen werden konsequent ignoriert, jüngst von der Europäischen Zentralbank EZB sogar als Panikmache beschrieben. So wünschenswert die temporäre Charakteristik jüngster Fehlentwicklungen ist, so unsicher bleiben die Entwicklungen in den kommenden Monaten", so Böckelmann.
Ein Blick auf den Energiemarkt offenbare die Problematik. "Eine in weiten Teilen naive und dilettantische Energiepolitik hat mit zu Preissteigerungen geführt, die erst jetzt so richtig bei den Konsumenten ankommen und zu weiteren Preiserhöhungsspiralen führen können", sage der Finanzexperte. So hätten bislang berichtende Unternehmen verkündet, durchschnittlich mehr als die Hälfte der Preissteigerungen weitergeben zu wollen. Die Ursachen für die Preisanstiege seien mannigfaltig.
Einigkeit bestehe aber unter den meisten Volkswirten in der Aussage, dass vor allem Unterinvestitionen im Energie- und Rohstoffsektor dafür verantwortlich seien. "Diese sind leider auch Folge wegen politischer Motive falsch allokierter Gelder", finde Böckelmann. So werde Investoren wie Banken nahegelegt, Gelder klimafreundlich anzulegen. Dabei werde übersehen, dass aber gerade die "schmutzigen" Sektoren Geld benötigen würden, um die Grundversorgung zu sichern und gleichzeitig in technischen Fortschritt zu investieren, um "sauberer" zu werden. "Die aktuelle Übergangsphase im oftmals stockenden Kampf gegen den Klimawandel sollte pragmatischer gestaltet werden, um strukturelle Schäden in der Wirtschaft und finanzielle Belastungen zu minimieren", führe Böckelmann aus.
Dem Investmentexperten zufolge dürfte die Diskussion über eine Wiederbelebung der Kernkraft in einer vielerlei Hinsicht richtungssuchenden EU daher sehr spannend werden. Die am Wochenende begonnene Weltklimakonferenz in Glasgow setze hoffentlich neue Impulse in Richtung mehr Investitionen und vor allem Technologieoffenheit. So bleibe Ziel Nr. 1 der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unverändert die Bekämpfung der Armut. "Weltweit steigende Energie- und Rohstoffpreise in Folge des Kampfes gegen den Klimawandel mag bei einigen westlichen Politikern wünschenswert sein, führt aber zu einem Zielkonflikt", sei Böckelmann überzeugt.
Die erforderlichen Investitionsvolumina angesichts der globalen Herausforderungen würden die Frage nach deren Finanzierung stellen. "Die Begehrlichkeiten in der Politik sind weltweit schier unbegrenzt, zumal wenig Vertrauen in die private Wirtschaft als Problemlöser besteht. Vieles spricht dafür, trotz - hoffentlich nur temporär - steigender Inflation weiterhin niedrige Zinsen mit der Gelddruckmaschine zu kombinieren, das Wirken von Politik und eigentlich unabhängigen Notenbanken noch enger zu verzahnen", so Böckelmann.
Dabei würden die sogenannten Falken aus mehr und mehr Gremien verdrängt. In der EZB trete mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann zum Jahresende einer der letzten wenigen Falken zurück. Auch wenn private Gründe die Ursache sein sollten, so komme der Rücktritt zur Unzeit. "Gerade bei einer drohenden weiteren Ausweitung von staatlicher Verschuldung und überbordender Geldpolitik wären prominente Stimmen der ökonomischen Vernunft wichtig, die die kontroverse Debatte lebhaft halten. Ohne Mahner wie Jens Weidmann droht sich eine EZB in der Alternativlosigkeit des Gelddruckens zu verlieren", sei Böckelmann überzeugt. Das Phänomen aussterbender Falken sei nicht nur europäisch. Auch international werde die Kritik an Maßnahmen, die mit Schulden Probleme lösen wolle, immer leiser.
Auch die letzten Wochen des Jahres dürften an den Kapitalmärkten von größerer Schwankungsintensität geprägt sein, das Prinzip Hoffnung immer wieder auf den Prüfstand gestellt würden. "Wir halten vorerst an unserer strategischen Richtung fest, zumal sich in diesem Umfeld immer wieder Opportunitäten ergeben werden. Unterm Strich rechnen wir mit erhöhter Handelsaktivität je nach Nachrichtenlage", sage Böckelmann abschließend. (02.11.2021/ac/a/m)
Stand heute habe etwa ein Drittel der Unternehmen berichtet und die hohen Markterwartungen an Umsatz- und Gewinnentwicklung bislang übererfüllt. Nicht nur, dass der Aktienmarkt bereits im Vorfeld angetrieben durch hohe Erwartungen gestiegen sei - positive Überraschungen würden nochmals zu signifikanten Steigerungen bei Einzeltiteln führen. "Der Aktienmarkt und seine fiebrigen Teilnehmer sind aktuell gefangen in einer nahezu perfekten Vorstellungswelt von nur temporären Störungen des Langfristszenarios aus niedriger Inflation, niedrigen Zinsen und konstruktiven Wachstums in der Welt", warne Thomas Böckelmann, der leitende Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch.
Mit durchschnittlich +5% in den ersten zwei Wochen seit Beginn der Berichtssaison verzeichne der US-Aktienmarkt den deutlichsten Anstieg seit mehr als 20 Jahren in Folge guter Unternehmenszahlen. Dabei werde durchaus selektiert - Unternehmen, die auch nur leicht die Erwartungen verfehlen oder Andeutungen zu einem durch Lieferketten oder Inflation herausfordernden Umfeld machen würden, würden schnell durch Kursverluste abgestraft. Übertreibungen in einigen Anlageklassen seien dabei nicht zu übersehen. Politik und Notenbanken seien aber sehr bemüht, dieses Szenario zu stützen.
"Strukturelle Risiken aus sich wegen der Geopolitik ändernden Lieferketten und steigender Inflation in Grundversorgungsbereichen werden konsequent ignoriert, jüngst von der Europäischen Zentralbank EZB sogar als Panikmache beschrieben. So wünschenswert die temporäre Charakteristik jüngster Fehlentwicklungen ist, so unsicher bleiben die Entwicklungen in den kommenden Monaten", so Böckelmann.
Einigkeit bestehe aber unter den meisten Volkswirten in der Aussage, dass vor allem Unterinvestitionen im Energie- und Rohstoffsektor dafür verantwortlich seien. "Diese sind leider auch Folge wegen politischer Motive falsch allokierter Gelder", finde Böckelmann. So werde Investoren wie Banken nahegelegt, Gelder klimafreundlich anzulegen. Dabei werde übersehen, dass aber gerade die "schmutzigen" Sektoren Geld benötigen würden, um die Grundversorgung zu sichern und gleichzeitig in technischen Fortschritt zu investieren, um "sauberer" zu werden. "Die aktuelle Übergangsphase im oftmals stockenden Kampf gegen den Klimawandel sollte pragmatischer gestaltet werden, um strukturelle Schäden in der Wirtschaft und finanzielle Belastungen zu minimieren", führe Böckelmann aus.
Dem Investmentexperten zufolge dürfte die Diskussion über eine Wiederbelebung der Kernkraft in einer vielerlei Hinsicht richtungssuchenden EU daher sehr spannend werden. Die am Wochenende begonnene Weltklimakonferenz in Glasgow setze hoffentlich neue Impulse in Richtung mehr Investitionen und vor allem Technologieoffenheit. So bleibe Ziel Nr. 1 der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unverändert die Bekämpfung der Armut. "Weltweit steigende Energie- und Rohstoffpreise in Folge des Kampfes gegen den Klimawandel mag bei einigen westlichen Politikern wünschenswert sein, führt aber zu einem Zielkonflikt", sei Böckelmann überzeugt.
Die erforderlichen Investitionsvolumina angesichts der globalen Herausforderungen würden die Frage nach deren Finanzierung stellen. "Die Begehrlichkeiten in der Politik sind weltweit schier unbegrenzt, zumal wenig Vertrauen in die private Wirtschaft als Problemlöser besteht. Vieles spricht dafür, trotz - hoffentlich nur temporär - steigender Inflation weiterhin niedrige Zinsen mit der Gelddruckmaschine zu kombinieren, das Wirken von Politik und eigentlich unabhängigen Notenbanken noch enger zu verzahnen", so Böckelmann.
Dabei würden die sogenannten Falken aus mehr und mehr Gremien verdrängt. In der EZB trete mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann zum Jahresende einer der letzten wenigen Falken zurück. Auch wenn private Gründe die Ursache sein sollten, so komme der Rücktritt zur Unzeit. "Gerade bei einer drohenden weiteren Ausweitung von staatlicher Verschuldung und überbordender Geldpolitik wären prominente Stimmen der ökonomischen Vernunft wichtig, die die kontroverse Debatte lebhaft halten. Ohne Mahner wie Jens Weidmann droht sich eine EZB in der Alternativlosigkeit des Gelddruckens zu verlieren", sei Böckelmann überzeugt. Das Phänomen aussterbender Falken sei nicht nur europäisch. Auch international werde die Kritik an Maßnahmen, die mit Schulden Probleme lösen wolle, immer leiser.
Auch die letzten Wochen des Jahres dürften an den Kapitalmärkten von größerer Schwankungsintensität geprägt sein, das Prinzip Hoffnung immer wieder auf den Prüfstand gestellt würden. "Wir halten vorerst an unserer strategischen Richtung fest, zumal sich in diesem Umfeld immer wieder Opportunitäten ergeben werden. Unterm Strich rechnen wir mit erhöhter Handelsaktivität je nach Nachrichtenlage", sage Böckelmann abschließend. (02.11.2021/ac/a/m)
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