Sehr geehrte Damen und Herren,
die
Unterstützung für die Klimapläne der Regierungen ist in weiten
Teilen der Wählerschaft noch nicht gefestigt.
Verständlicherweise verlagert auch der Krieg in der Ukraine
den Fokus auf Themen wie Kaufkraftverlust und Sicherheit.
Populistische Parteien machen sich diese kurzfristige
Ausrichtung geschickt zunutze. So schaffte es die
rechtsradikale Kandidatin Marine Le Pen mit der Fokussierung
auf die Kaufkraft in die Endrunde der französischen
Präsidentschaftswahlen. Dass die Franzosen anfällig für
derartige Themen sind, zeigt sich schon an der Bewegung der
„Gelbwesten“, die als Reaktion auf die große sozioökonomische
Ungleichheit entstand. Die anhaltende Ungleichheit führt
verständlicherweise dazu, dass es den Wählern gleichgültig
ist, dass Le Pen ganze Windparks abbauen und die Subventionen
für Wind- und Solarenergie kürzen wollte. Und genau das ist
die Schwachstelle aller Klimapläne: Wenn sie nicht jedes Mal
von Maßnahmen zur Beseitigung der sozioökonomischen
Ungleichheit begleitet werden, wird eine große Gruppe von
Menschen weiterhin versucht sein, dem Ruf des Populismus zu
folgen. Das Wiederaufleben des Populismus führt oftmals zu
einer Regierung, die aus Klimaskeptikern besteht, wie wir am
Beispiel Donald Trump gesehen haben.
Keine sehr attraktive Aussicht für politische
Entscheidungsträger, die sich ernsthaft um die Bekämpfung der
globalen Erwärmung bemühen. Dennoch scheint dieser
Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Ungleichheit und dem
Erfolg von Klimaplänen von vielen Politikern übersehen zu
werden. Dies zeigt sich beispielsweise an der absurden
Entscheidung vieler europäischer Regierungen, die Benzin- und
Mehrwertsteuer auf Energie pauschal zu senken. Es sollte klar
sein, dass es keinen Sinn macht, alle Menschen gleichermaßen
für eine steigende Energierechnung zu entschädigen, während
Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, viel härter
getroffen werden. Diese Missachtung der Ungleichheit nährt bei
Ihnen das Gefühl benachteiligt zu sei und erhöht damit die
Wahrscheinlichkeit eines populistischen, klimaskeptischen
politischen Wandels. Die Tatsache, dass Klimapolitik
tatsächlich Arbeitsplätze schafft und enorme Kosten in der
Zukunft verhindert, wird vergessen, sobald das Bauchgefühl die
Oberhand gewinnt. Es ist daher höchste Zeit, dass die
Regierungen in aller Welt nach dieser Erkenntnis handeln. Denn
der wichtigste Aktionspunkt in jedem erfolgreichen Klimaplan
lautet: Beseitigung der sozioökonomischen Ungleichheit.
Joeri de Wilde
Joeri de Wilde, Investment Strategist bei Triodos Investment
Management
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