Zurückhaltung
heißt heute das Gebot der Stunde in Frankfurt. Ereignisse wie die
Verkündung der Ergebnisse der US-Notenbanksitzung sind zwar immer
mit einer gewissen Spannung und auch Anspannung der Investoren
verbunden, die heutige Sitzung allerdings könnte wieder einmal in
die Geschichtsbücher der Finanzmärkte eingehen. Historisch sind
dabei nicht unbedingt die erwarteten 50 Basispunkte Zinserhöhung,
sondern eher die Tatsache, dass dieser Schritt mutmaßlich die
beschleunigte Fortsetzung der Zinswende in den USA darstellt, bei
der am Jahresende nach mehreren solchen Schritten mindestens mal
eine Zwei vor dem Komma beim Leitzins stehen könnte. Und dass,
nachdem Notenbanker und Investoren noch vor einem halben Jahr mit
einer, vielleicht zwei kleinen Zinserhöhungen für 2022
liebäugelten. Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar,
Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor. Seine Einschätzung
finden Sie auch hier im Video mit
Aktionärs TV.
Und auch
für die Europäische Zentralbank sind inzwischen andere Zeiten
angebrochen. Bislang hielt sich das europäische Pendant mit
Ankündigungen und vor allem Aktionen rund um eine Zinserhöhung ja
eher bedeckt. Dies ändert sich nun allerdings. EZB-Direktorin
Schnabel startet zumindest verbal ebenfalls die Zinswende. Der
erste Schritt nach oben könnte schon im Juli erfolgen.
Vorweggenommen hat die Entwicklung bereits der Anleihenmarkt. Die
10-jährige Bundesanleihe wirft mittlerweile wieder eine Rendite
von mehr als einem Prozent ab, das letzte Mal war dies vor sieben
Jahren der Fall.
Unter anderem vor dem Hintergrund steigender Zinsen sieht der Manager des norwegischen Staatsfonds, dem größten der Welt, schwere Zeiten am Finanzmarkt aufkommen. Seiner Ansicht nach gibt es auch kein Verstecken vor den Auswirkungen der geopolitischen Spannungen. Dieses schwierige Umfeld werde die Anleger noch eine ganze Weile begleiten. Eine ähnliche Aussage hatte er bereits Anfang des Jahres getätigt und lag damit völlig richtig. Die Profis nehmen also weiter den Fuß vom Gas und dürften sich auch in den kommenden Wochen und Monaten vor allem darauf konzentrieren, das Risiko in ihren Portfolios zu minimieren.
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