Bulle und Bär begleiten die Börsenberichte im Fernsehen, und kaum eine Finanzzeitung kommt mehr ohne die tierische Illustration aus. Die Deutsche Börse AG hat die beiden gar in Bronze gegossen und vor ihrem Frankfurter Gebäude aufstellen lassen.
Bulle und Bär sind Sinnbilder, nicht
nur für die Deutsche
Börse in
Frankfurt. Der Ausdruck "Bulle und Bär" stammt ursprünglich aus
dem Englischen "bull and bear". Die Herkunft dieses Begriffes
ist nicht vollständig geklärt. Es ranken sich verschiedene
Geschichten um die beiden Figuren.
Die Eselsbrücke zur Bedeutung der
Tiere auf dem Börsenparkett ist schnell gebaut: Der Bulle
schleudert mit seinen Hörnern nach oben, der Bär schlägt mit den
Tatzen nach unten. Grob übertragen stehen also Bullen für
steigende, Bären für fallende Aktienkurse.
Eine Legende besagt, dass im 17.
Jahrhundert Kämpfe zwischen Bullen und Bären nahe der Londoner
Börse ausgetragen wurden. Dabei schlägt der Bär- in einer
Abwärtsbewegung mit seiner Tatze nach dem Bullen. Dieser
schleudert den Bären- in einer Aufwärtsbewegung mit seinen
Hörnern weg.
Auch eine andere Erklärung liefert die
Geschichte: Im Krimkrieg während des 19. Jahrhunderts siegten
die englischen über die russischen Truppen. John Bull war damals
Anführer der Engländer und Ihre Symbolfigur. Der Ausdruck "run
with the bull" bedeutete demnach, sich auf der siegreichen Seite
zu befinden. Der Verlierer war der Bär, das nationale Symbol der
Russen.
Eine Version für Abenteurer besagt,
dass ein Trapper Felle erlegter Bären verkaufen wollte. Die
fielen beim Transport allerdings ins Wasser und brachten dem
Trapper einen "bearishen Handel".
Eine weitere Version besagt: Vor
hundert Jahren kämpften sich tausende von verwegenen Männern
über den Chilkoot Pass und auf dem Yukon River zu den
Goldfeldern im Klondike. Getrieben vom Willen zu überleben,
gaben sie alles auf und nahmen unsägliche Strapazen auf sich in
der Hoffnung, das grosse Glück in Form von unermesslichem
Reichtum zu finden.
Um sich die Zeit zu vertreiben,
veranstalteten Sie Schauwettkämpfe zwischen einem Grizzlybär und
einem Bullen. Der Bulle versuchte, den Bären auf die Hörner zu
nehmen, während der Bär den Bullen mit seinen Tatzen nach unten
drücken wollte.
Doch die simple Übersetzung "Bulle
gleich steigende, Bär gleich fallende Kurse" erfasst die
Bedeutung des börsianischen Tierpaares nicht ganz. Denn Bulle
und Bär beschreiben nicht nur die Situation, sondern auch die
Stimmung an der Börse.
Dazu liefert eine andere Geschichte
über die Entstehung des tierischen Börsenpaares die
Gedankenbrücke. Schon im 17. Jahrhundert schlossen Risikobereite
das ab, was heute Termingeschäft heißt: Sie versprachen, in der
Zukunft Aktien zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, die sie
gegenwärtig noch gar nicht besaßen in der Hoffnung, durch
fallende Kurse die versprochenen Papiere bis zum vereinbarten
Verkaufstermin preiswert erstehen zu können. Sie verkauften also
gleichsam das Fell des Bären, bevor sie ihn erlegt hatten. So
handelten die, welche auf fallende Kurse setzten, sich den
Bären-Titel ein.
Der Bulle als Gegenstück kam ins
Spiel, da seinerzeit nahe der Londoner Börse als
Volksbelustigung Schaukämpfe zwischen Bullen und Bären
ausgetragen wurden.
Je nachdem, welche Fraktion auf dem
Parkett den Ton angibt, berichten die Börsennachrichten in
englischen Vokabeln vom Bull- oder vom Bear-Market. Von
Bedeutung ist das, weil ein Gutteil des Auf und Ab an den Börsen von
psychologischen Faktoren bestimmt wird, von positiven und
negativen Erwartungen der Anleger.
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