Wie sicher sind Sparkonten in Deutschland?
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eröffnet am: | 23.09.07 20:53 von: | permanent | Anzahl Beiträge: | 6 |
neuester Beitrag: | 24.09.07 16:17 von: | Malko07 | Leser gesamt: | 2864 |
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Sonntag, 23.09.2007
Die Welt-Finanzkrise: Wie sicher sind Sparkonten in Deutschland?
Der Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes beträgt um die 9 Milliarden Euro beziehungsweise etwa 1 Prozent der insgesamt abzusichernden Spareinlagen. Sollte einer der fünf Großbanken Deutschlands in eine arge Schieflage kommen, so könnten Sparer lediglich 20 Prozent oder weniger auf ihre Einlagen über 20 000 Euro zurückerhalten. Dennoch: kein Grund zu großer Sorge.
Gut, das sind Schätzungen: weiter unten steht, wie ich darauf komme. Vom Bankenverband habe ich nämlich inzwischen auf Nachfrage die Antwort erhalten, dass „wir aus grundsätzlichen Erwägungen keine Auskünfte über die Höhe des Einlagensicherungsfonds geben“. Das ist merkwürdig. Denn die Sicherungseinrichtungen sollen doch zur Stabilität des Bankenplatzes Deutschlands beitragen, oder? Warum also die Sparer im Dunkeln lassen? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber das Große Unbekannte macht mich eher nervös. Ich fahre nicht gerne Auto in schwarzer Nacht ohne Scheinwerfer. Ist denn alles so schlimm, dass man uns Öffentlichkeit die Wahrheit nicht zumuten kann? Das macht mich noch nervöser. Die Idee, dass Sparer beruhigt schlafen, wenn man Ihnen bloß die Wahrheit verheimlicht, halte ich persönlich für vorsintflutlich. Aufklärung ist gut! Daher dieser Blog: etwas Licht in das viele Dunkel bringen! Und die Anregung, doch in Zukunft durch die Verbände bitte klare, verständliche Zahlen bereitzustellen. Das ist mein Beitrag zur Finanzstabilität. Was denken Sie?
Also, hier die Basis für meine Schätzungen. Aus dem Statut des Einlagensicherungsfonds, (Link passte hier nicht hin, ist aber zu finden über Google -> Bankenverband Einlagensicherungsfond Statut) oder auch von der Bundesbank,
http://www.bundesbank.de/download/bankenaufsicht/pdf/einlsich.pdf,
erfährt man, dass Banken 0.3 Promille der „Verbindlichkeiten gegenüber Kunden“ pro Jahr in den Sicherungsfond einzahlen – also bei einer Spareinlage von 100 000 Euro sind das 30 Euro pro Jahr (Übrigens: es gibt prominente Webseiten, die behaupten, es seien 0.3 Prozent. Das wäre zehnmal so viel! Und ist falsch). Riskantere Banken müssen etwas mehr zahlen. Umgekehrt: war die Bank 20 Jahre lang brav, und ist der Fond groß genug, dürfen Sie die Zahlungen einstellen. Der Fond besteht ohnehin erst seit etwa 30 Jahren, kurz nach dem Zusammenbruch der Herstatt-Bank. Weitere, interessante Infos findet man bei der BaFin,
http://www.bafin.de/bankenaufsicht/sicherungen.htm,
und der Bundesbank,
http://www.bundesbank.de/bankenaufsicht/bankenaufsicht.php.
Also rechnen wir einmal. 20 Jahre mal 0.3 Promille, das macht 0.6 Prozent. Nun sagen Sie, halt, was ist mit der Verzinsung? Und vielleicht waren es ja doch 30 Jahre! Andererseits: die Banken sind jedes Jahr mit dem Wirtschaftswachstum gewachsen, also helfen die Zinsen auch nicht so viel (und wir hoffen doch sehr, dass der Einlagensicherungsfonds die Mittel konservativ angelegt hat). Ein paar Auszahlungsfälle hat es ja auch gegeben. Aber gut: Zinsen sind mehr als Wirtschaftswachstum, und für die ersten 30 Jahre haben vielleicht tatsächlich alle Banken immer eingezahlt und Inanspruchnahmen zurückgezahlt.
Mit etwas Optimismus (und Rundungs-Faulheit) komme ich auf 1 Prozent. Voila! Das ist die Zahl, die ich oben genannt habe.
Sicher, es könnte mehr sein. Ein Bericht des Internationalen Währungsfonds vom Dezember 2006 (David S. Hoelscher, Michael Taylor und Ulrich H. Klueh, „The design and implementation of deposit insurance systems“, IMF Occasional Paper No. 251, December 2006, hhttp://www.imf.org/external/pubs/cat/longres.cfm?sk=18683.0 ), sagt, es sind 3 Prozent. Dort werden aber viele Sicherungssysteme verglichen, und die Quelle wird nicht angegeben: mir scheint diese Zahl suspekt hoch. Es könnte aber auch weniger sein: ich habe oben durchaus Optimismus walten lassen. Genauer nachrechnen: das wäre eine schöne Aufgabe für eine Bachelor- oder Master-Arbeit, denke ich! Für diesen Blog bleibe ich bei etwa 1 Prozent.
Wieviel ist das in Euro? Dazu konsultiere ich das Statistische Beiheft zum Monatsbericht der Bundesbank im August 2007, http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/bankenstatistik/2007/bankenstatistik082007.pdf . Im Juni 2007 haben alle Banken zusammen 2752 Milliarden Euro „Verbindlichkeiten gegenüber Nicht-Banken“ (also Kunden). Interessanterweise schulden Sie sich gegenseitig fast genauso viel, nämlich 2078 Milliarden Euro (und, was meinen Sie, wer wohl zuerst sein Geld zurück holen würde?).
Die Banken teilen sich in mehrere Gruppen auf. Die privaten Banken oder Kreditbanken haben Verbindlichkeiten von 874 Milliarden Euro gegenüber Kunden: das ist die Zahl, die der Bankenverband meint. Nicht alle Kreditbanken sind Mitglied im Sicherungssystem, aber wohl der Löwenanteil. Ein Prozent von 874 Milliarden – das sind (etwa) 9 Milliarden Euro: voila, das ist die zweite Zahl, die oben steht!
Für eine typische Bank ist die Bilanz als 3.6 mal so groß wie die Verbindlichkeiten (auch das aus diesen Statistiken). Also, eine Bank, die eine Bilanz von etwa 3.6 mal 9 Milliarden Euro oder 33 Milliarden Euro hat, könnte aus dem Sicherungsfonds gerade noch komplett abgedeckt werden. Wie groß ist das? Nun, Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Köln war 2005 etwa so groß. Das ist Bank Nummer 40 in der deutschen Hackordnung, nach der Information des Manager-Magazins 2005, siehe http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,364887,00.html . Keine kleine Bank, sicher. Aber auch nicht enorm groß. Eine mittlere Bank eben.
Nun ist diese Rechnung nicht fair. Denn bevor der Sicherungsfonds einspringt, muss die gesetzliche Sicherung heran, die seit 1998 besteht (übrigens, nur aufgrund von EU-Recht, gegen das Deutschland erst einmal geklagt hat! Auch interessant, oder?). Die beträgt 90 % der Einlagen, bis maximal 20 000 Euro. Wenn also kein Sparer mehr als 20 000 Euro hat, dann braucht man den Sicherungsfond nur für die letzten 10 %.
Hier muss man jetzt – mangels Zahlen – wirklich heroische Annahmen treffen (und auch hier eine Bitte an den Bankenverband: Zahlen bereitstellen! Die wissen das nämlich – jedenfalls im Prinzip). Sagen wir – für den Zweck der Diskussion – das die gesetzliche Sicherung die Hälfte der Spareinlagen abdeckt, und der Sicherungsfond die andere Hälfte. Verändern Sie selbst die Zahlen, wenn Sie anders rechnen wollen! Oder bemühen Sie ganz andere Kaliber von Statistiken und deren Auswertung, wie Panel-Daten etc.. Hier sind einige Dissertationen verborgen! Aber für diesen Blog: sagen wir, es ist die Hälfte.
Dann reicht der Sicherungsfond für eine Bank mit einer Bilanz von 66 Milliarden Euro aus. Die Landwirtschaftliche Rentenbank, auf Platz 25 nach Manager Magazin, war 2005 schon größer. Immer noch nicht die großen Fische.
Denn von den insgesamt 874 Milliarden Euro „Verbindlichkeiten gegenüber Nichtbanken“ sind allein 511 Milliarden Euro bei den fünf Großbanken zu finden, also fast 60 Prozent. Eine „durchschnittliche“ Großbank hat also fast 12 Prozent der gesamten Verbindlichkeiten gegenüber Nichtbanken unter ihrem Dach. Ich habe angenommen, dass die Hälfte durch das gesetzliche Sicherungssystem abgedeckt ist: also bleiben 6 Prozent der 874 Milliarden, die der Einlagensicherungsfond abdecken müsste. Der hat aber nur 1 Prozent davon. Also folgt: sollte einer der fünf Großbanken zusammenbrechen, so sehen die Sparer von ihren Einlagen, die über 20 000 Euro hinausgehen, nur ein Sechstel, also weniger als 20 Prozent wieder. Voila, das ist die dritte Zahl, die ich genannt habe.
Wenn mehr Banken betroffen sind (und genau das ist das Problem bei einer systemischen Krise, wie wir sie jetzt sehen), ist es entsprechend weniger.
Müssen Sie sich große Sorgen machen? Wahrscheinlich nicht. Die Großbanken haben große Reserven, gute Finanzmanager und ein diversifiziertes Portfolio. Die verkraften auch Einbußen von einigen Milliarden hier und da. Im Zweifel käme es auch zu staatlich orchestrierten Fusionen oder vielleicht würde sogar Steinbrück ein paar Hundert Milliarden Euro finden, um zu helfen.
Andererseits: die Deutsche Bank und die Commerzbank geben zur Zeit diverse Warnungen über die Verluste aus der Finanzkrise heraus. Ist das schon das Ende vom Lied? Wer weiß. Und sollte Steinbrück wirklich dem Steuerzahler tief in die Tasche greifen, um Sparern mit den dicksten Konten bei einer verspekulierenden Großbank zu helfen? Könnten Übernahmen in dieser Größenordnung in Zeiten einer Finanzkrise überhaupt funktionieren? Und schließlich: dürfen Sie? Auch Mervyn King in England hat wohl versucht, einen Käufer für Northern Rock zu finden – und ist am EU-Recht gescheitert. Stattdessen also dort der Bail-Out. Fragen, die wir weiter diskutieren sollten.
Nur eines sollte klar sein. Wenn Sie ein größeres Konto bei einer der 20 größten Banken Deutschlands haben, und die vollmundigen Zusicherungen lesen, dass Konten bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals durch den Einlagensicherungsfonds geschützt sind, dann dürfen Sie wohl jetzt – aus all den Informationen, die uns der Bankenverband freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat – schließen, dass diese Zusicherung Schall und Rauch sind. Im Fall einer systemischen Finanzkrise, und selbst im Fall einer extremen Schieflage einer einzigen Großbank, ist die Einlagensicherungsfond weit davon entfernt, diese Zusage einhalten zu können.
Ich finde das unproblematisch. Banken müssen Fristentransformation betreiben: eigentlich ist doch klar, dass der Einlagensicherungsfond nicht den Umfang aller Einlagen (oder selbst einen großen Prozentsatz dieser Einlagen) haben kann. Und: wenn Sie mehr als 20 000 Euro auf der Bank haben, und sich nicht um den Zustand ihrer Bank kümmern: sei’s drum, es ist ja Ihr Geld! Ich halte es zudem für unwahrscheinlich, dass wir in eine solche Schieflage kommen (Anmerkung: dies ist ein Blog, und dies ist meine private Meinung).
Nur: dass der Bankenverband die Behauptung verbreitet, dass alles so wunderschön sicher ist, und die Mitglieder auch noch dazu verpflichtet, diese Behauptungen zu verbreiten (ja, wirklich! Siehe den Statut des Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes, suche ihn per Google), und ansonsten weiter die Sparer im Dunkeln lässt, wie umfangreich denn die Sicherung im Vergleich zu den zu sichernden Einlagen ist, das halte ich für – vorsichtig ausgedrückt – merkwürdig. Ich gehöre zu den Leuten, die lieber wissen, was Sache ist – und dann selbst entscheiden, was ich mit meinem Geld machen möchte. Daher dieser Blog. Ich vertraue den deutschen Banken weitgehend. Aber Bankiers und ein ganzer Bankenverband, die mich im Dunkeln lassen, was da wirklich vorgeht, und die mir eine Sicherheit vorgauckeln, die wahrscheinlich nicht existiert, wackeln sicherlich an meinem Vertrauen. Mich beruhigt die Wahrheit, und Zweck-Optimismus macht mich nervös. Denn wenn es dann wirklich einmal zur Krise kommt, wird lange nichts mehr zu reparieren sein, dann haben wir wirklich eine Panik und einen Zusammenbruch. Daher: mehr Infos, bitte! Ich, als Sparer, habe doch (zumindest moralisch) ein Recht darauf, oder? Oder was meinen Sie?
Vor ein paar Jahren, im Fall der Insolvenz von Herrm Schneider, waren 5Mrd. noch Peanuts für die Dt. Bank.
Und Risikoabschreibungen sind für Banken auch ein riesen Geschäft und da wird gern mal übertrieben.
Ich kann jedenfalls jedem nur raten, sich in seinem Handeln nicht auf Sicherungssysteme gleich welcher Art zu verlassen. Die Pleite einzelner Banken mag das System gut managen können, dafür ist es ja konzipiert (und wahrscheinlich NUR für solchen Fall). Systemkrisen sind nicht allumfassend absicherbar, auch nicht im Bankenbereich. Das ist wie bei der Feuerwehr: für einzelne Brände wunderbar ausgerüstet, beim Feuersturm einer ganzen Stadt im Katastrophenfall aber völlig überfordert und vernachlässigbar.
Ich jedenfalls habe gleich zu Beginn der aktuellen Krise Bundesanleihen gekauft und dadurch mein potentiell ausfallrisikobehaftetes Bankguthaben deutlich reduziert. Mag unter Renditeaspekten nicht das beste Geschäft gewesen sein, streut aber mein Risiko und läßt mich ruhiger schlafen.
Und noch was: Irgendwie gehen staatliche benefits, Steuer- und Sozialgeschenke aller Art grundsätzlich an mir vorbei, weil ich offenbar nie 'sozial schutzwürdig' genug bin, mal von den staatlichen Umverteilungsaktionen zu profitieren. Insofern gehe ich einfach mal davon aus, daß es auch bei der Bemessung von Ausgleichszahlungen im Falle von Mehrfach-Bankpleiten genügend Gründe dafür geben wird, mich nicht daran partizipieren zu lassen ...
Also: die Existenz diverser Sicherungssysteme ist ganz nett, darf aber kein Kriterium bei Anlageentscheidungen sein.
VG, Isc.
ich wollte kürzlich mein Konto wechseln
von Citi to Coba
da sagen die von der Citi: Sie müssen dass drei Tage vorher anmelden
ich sag: das ist doch mein Geld
die: dann kriegen sie dass nur in 5 € Scheinen
ich: ok
die: nein geht nicht
also das über die Sicherheit deutscher Banken
jetzt versteh ich die Angelsachsen (Norfolk...)
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we h rt sich jemand ?
Deutschlands faule Kredite
Bei den Banken in Deutschland schlummern möglicherweise Kredit-Risiken in dreistelliger Milliardenhöhe. Die "Bild" berichtet unter Berufung auf interne, vorläufige Zahlen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), dass sich die "faulen Kredite" im vergangenen Jahr auf insgesamt rund 188 Milliarden Euro belaufen haben sollen - das sind rund vier Prozent des gesamten Kreditvolumens. Experten gehen sogar davon aus, dass die Summe inzwischen wegen der US-Finanzkrise deutlich höher liegt.
Bei der BaFin war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. (...)
n-tv.de
Sollte es bei einer Bank zu größeren Schwierigkeiten kommen, wird sich die Scheinwertigkeit dieser Einlagensicherung sehr schnell herumsprechen und es wird zu einem Run in voller Breite auf die Geldinstitute kommen (arme Menschen, die nur ein Online-Konto haben). Bekanntlich hält sowas auch keine gesunde Bank aus. Also wird die Bundesregierung einspringen und Garantien abgeben müssen. Dabei wird eine begrenzte Zusage nicht funktionieren. Der Steuerzahler wird also für einen erklecklichen Anteil der Bankverluste aufkommen müssen.
Der Einlagensicherungszusage der Banken ist kriminell und gehört verboten.