Überraschend positive
Konjunktur- und
Börsenentwicklungen
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And the winner is …
Das US-BIP-Wachstum des ersten
Quartals 2019 war mehr als
solide, besonders für ein erstes
Quartal. Denn üblicherweise gibt
es im Schlussquartal des
Vorjahres einige Vorzieheffekte
unter denen der Jahresauftakt
dann entsprechend leidet. So
hatte dies eigentlich keiner der
professionellen
Konjunkturauguren vorausgesehen.
Denn angesichts der
Zinserhöhungen des Jahres 2018
und des Minicrashs an der Wall
Street im Herbst desselben
Jahres bereitete man die
Marktteilnehmer schon seit
Monaten auf eine Abschwächung
der US-Wirtschaft vor. Dazu kam
der Handelskonflikt mit China,
der eigentlich ebenfalls nur
kontraktiv wirken konnte. So
weit, so schlecht. Sollte man
denken. Aber so wenig, wie die
tatsächliche Stärke der
US-Wirtschaft vorausgesehen
wurde, so wenig überzeugen die
heute nachgelieferten Argumente,
warum diese so stark ist –
freilich selten ohne den
Hinweis, dass sie sich nun aber
wirklich bald abschwächen werde.
Ein Aspekt ist sicher, dass sich
US-Unternehmen in einigen der
dynamischsten Branchen der Welt
Spitzenplätze erobert haben.
Alphabet (siehe unten) ist
vielleicht manchem ein Dorn im
Auge, aber mit Google wurden
ganze Wirtschaftszweige
nachhaltig revolutioniert. In
die Kategorie solcher
Disruptoren fallen auch viele
andere Unternehmen der
Internetwirtschaft, die sich als
First Mover in einer fast
uneinholbaren Weise in den
Märkten der Zukunft positioniert
haben.
In vielen Bereichen gibt es da
gerade noch Konkurrenz aus
China, dessen Unternehmen
allerdings mit deutlich mehr
staatlicher Rückendeckung
agieren. Das relative
Zurückfallen Europas ist
vermutlich nicht so sehr in der
vielbeschworenen Kleinteiligkeit
des Kontinents begründet, als im
Mangel an einer tragfähigen
Strategie. Weder werden die
eigenen Unternehmen hier so
unterstützt wie in China, noch
lässt man sie so vergleichsweise
frei wirtschaften wie in den
USA. Und das bezieht sich nicht
nur auf die Internetkonzerne.
Auch in der Biotechnologie sind
die USA heute mit großem Abstand
tonangebend. Mit dem Beginn der
Trump-Präsidentschaft kommt noch
ein Aspekt hinzu, der
möglicherweise ebenfalls zu
einer Fehleinschätzung des
Landes führt: Die starke
Anti-Trump-Stimmung vieler
Medien verstellt den Blick auf
die Wirkungen von
Unternehmenssteuerreform und
einer grundsätzlich
unternehmerfreundlichen Haltung
dieser Regierung. Dabei sind es
doch genau solche Themen, die
wirtschaftliche Dynamik
entfalten, ganz unabhängig
davon, ob einem die Frisur des
Mannes gefällt oder nicht. Trotz
neuer Allzeithochs in der
vergangenen Woche sollten diese
Überlegungen allerdings nicht
dazu verleiten, nun auch die
Zukunft der Märkte alleine in
rosigen Farben zu sehen. Denn
während die BIP-Zahlen einen
Nachlauf haben, sind Börsenkurse
Frühindikatoren. Aus hohen
BIP-Zahlen auf künftig steigende
Börsenkurse schließen zu wollen,
wäre also einigermaßen
unlogisch.
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Jammern auf hohem Niveau
Von der starken US-Konjunktur
war in den Zahlen zum ersten
Quartal bei Alphabet* (dem
Mutterunternehmen von Google)
nichts zu spüren. Stattdessen
war die Börse vom niedrigeren
Umsatzwachstum enttäuscht, was
vor allem auf ein geringeres
Wachstum der Werbeerlöse auf
Google und YouTube
zurückzuführen ist. Allerdings
ist dies natürlich Jammern auf
hohem Niveau. Nach acht
Quartalen, in denen die Erlöse
um rund 20% pro Jahr zulegen
konnten stand nun „lediglich“
ein Plus von 15,3% zu Buche. Die
Erträge lagen ohne
Berücksichtigung einer Strafe
der EU-Kommission von 1,7 Mrd.
USD mit 11,90 USD je Aktie sogar
deutlich über den Erwartungen
(10,61 USD je Aktie). Während
sich die Preise pro bezahlten
Click um 19% verringerten, legte
die Zahl der bezahlten Klicks um
39% zu. Im vierten und dritten
Quartal des Vorjahres waren dies
noch 66 und 62%. Was ist also
die Aussage der Alphabet-Zahlen?
Zunächst einmal ist und bleibt
Google eines der genialsten
Geschäftsmodelle der Welt. Die
Tatsache, dass ein
Umsatzwachstum von 15% (bei
einem Konzern der aufs Jahr
gerechnet knapp 150 Mrd. USD
Umsatz macht) als Enttäuschung
gilt, sagt eigentlich schon
alles. Trotzdem ist aus den
Zahlen eine leichte Abkühlung
der Konjunktur herzuleiten.
Weniger Konsumlaune führt zu
weniger bezahlten Clicks – so
einfach ist dies. Statt in den
USA ist die größte
Wachstumsbremse bei Google und
YouTube jedoch in Europa, wo das
Geschäft „nur“ um 13% zulegte.
Der Rest sind teilweise auch
hausgemachte „Probleme“ in den
Google-Algorithmen, die in den
nächsten Quartalen wieder
deutlich bessere Zahlen
produzieren dürften.
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Ein ganz normales
Tesla-Quartal
Im ersten Quartal 2019 tat
Tesla wieder einmal das, was es
traditionell am besten kann –
Geld verbrennen, und zwar in
unvorstellbarer Geschwindigkeit.
702 Mio. USD Verlust stand am
Ende zu Buche, der operative
Cashflow war mit -640 Mio. USD
ebenfalls tiefrot. Sah es nach
zwei Quartalen mit schwarzen
Zahlen temporär so aus, als ob
Elon Musk entgegen aller
Erwartungen das Ruder
herumreißen könnte, zeigt sich
nun ein ganz anderes Problem:
Die Investment-These der meisten
Börsianer basierte auf der
Annahme schier unendlicher
Nachfrage, lediglich die
Schwierigkeit, die Produktion
hochzufahren, schien der
Flaschenhals zu sein. Bereits
Mitte des letzten Jahres hatten
wir darauf hingewiesen, dass
sich das Schicksal von Tesla
dagegen eher durch die
wegbleibende Nachfrage nach
seinen Elektroautos entscheiden
dürfte. Sinkende Umsätze (im
Vergleich zum vierten Quartal
2018 -42% (!) von 6,1 auf 3,5
Mrd. USD) liefern nun den Beweis
dafür. Völlig unklar ist, womit
der umstrittene Tesla Chef die
Nachfrage wieder ankurbeln
möchte und alleine die bereits
angekündigten neuen Modelle und
Projekte (Model Y, Truck,
Facelift des Model S/3, Fabrik
in China, Fabrik in Deutschland)
finanzieren will.
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Schöne neue Tesla-Welt
Doch Musk wäre nicht Musk, wäre
er nicht schon lange auf einen
neuen Spin gekommen, um die
Phantasie in seiner Aktie und
damit das Unternehmen am Leben
zu halten. Autonomes Fahren soll
es nun richten. Musk prophezeit
unfassbares: Bereits Mitte
nächsten Jahres soll es
Software-Updates und einen neuen
(selbstverständlich von Tesla
selbst entwickelten) Chip geben,
womit praktisch jedem Tesla
vollautonomes Fahren ermöglicht
wird. Da Tesla damit eine
Millionenflotte selbstfahrender
Autos im Betrieb haben wird, sei
die gesammelte Datenmenge dieser
Fahrzeuge gigantisch. Künstliche
Intelligenz könne daher die
Fahreigenschaften massiv
verbessern, ein uneinholbarer
Wettbewerbsvorteil. Mit einer
Flotte von Robotaxis möchte Musk
daher den Markt aufrollen. Tesla
Eigentümer können ihren Wagen
dafür zur Verfügung stellen und
könnten damit bis zu 30.000 USD
im Jahr einnehmen. Alles andere
als einen Tesla zu kaufen, mache
laut Musk finanziell daher
keinen Sinn. Die Frage für uns
ist vielmehr ob hier die
Fantasie mit dem erklärten
Science-Fiction-Fan Musk
durchgegangen ist, oder ob er
einmal mehr ganz bewusst
Luftschlösser entwirft, um sein
Unternehmen am Leben zu halten.
Denn die schöne neue Tesla-Welt
ist vor allem eines: Sehr viel
wert, wenn sie denn tatsächlich
so eintreten sollte, in der
Zwischenzeit aber kaum zu
widerlegen.
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Never ending story
Die Wirecard-Saga ist seit
letzter Woche um ein Kapitel
reicher: Zunächst hob die BaFin
Anfang letzter Woche das zuvor
verhängte Leerverkaufsverbot in
der Aktie auf, woraufhin der
DAX-Titel zunächst auf
Tauchstation ging. Noch am
selben Tag bestätigte sich
jedoch auch das Interesse der
japanischen Technologie-Holding
Softbank an einem Einstieg bei
Wirecard. Die Japaner werden 900
Mio. EUR in eine Wandelanleihe
investieren, die nach Ablauf von
fünf Jahren zu einem Kurs von
130 EUR je Aktie in eine
Beteiligung von 5,6% des
Grundkapitals gewandelt werden
kann. Doch als ob dies nicht
genügte gab es zeitgleich auch
noch einen neuerlichen Artikel
der Financial Times, indem
Wirecard abermals seltsame
Bilanzierungspraktiken
vorgeworfen wurden. So sei in
den vergangenen Jahren die
Hälfte des Umsatzes und 95% des
EBITDA aus Kooperationen mit
lediglich drei
Partnerunternehmen
zurückzuführen (Senjo, Al Alam
und PayEasy). Der größte Teil
dieser Geschäfte sei laut
verschiedener Whistleblower aus
dem Unternehmen 2016 und 2017
über die Dubaier Tochter
CardSystems Middle East
gelaufen, deren Bücher in beiden
Jahren nicht geprüft worden
seien. Al Alam sei ein
Zahlungsdienstleister in den
arabischen Emiraten, der
lediglich sechs oder sieben
Beschäftigte habe, PayEasy ein
philippinisches Unternehmen, das
sich in Manila das Büro mit
einem lokalen Busunternehmen
teile. Alles in allem nicht die
typischen Strukturen, die man
von den größten Umsatzbringern
eines DAX-Konzerns erwarten
würde. Laut einem Whistleblower
würden die Cashflows der
CardSystems Middle East zudem
nicht zu den Zahlen passen.
Ähnlich wie Musk mit dem
autonomen Fahren schafft es
Wirecard mit dem
Softbank-Einstieg abermals
Zweifel zu zerstreuen. Dass der
visionäre Softbank-Chef nicht
unfehlbar ist, zeigen jedoch
seine zuletzt vom Wall Street
Journal enthüllten
Bitcoin-Fehlspekulationen. Mit
Käufen nahe dem Top habe
Masayoshi Son angeblich (privat)
130 Mio. USD in den Sand
gesetzt…
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Zu den Märkten
Seit dem Tief Ende Dezember
2018 haben sich die großen
europäischen Indizes im
Gleichklang nach oben bewegt. In
unserer Abbildung sieht man den
DAX (rot), den CAC-40 (schwarz)
und den EuroSTOXX-50 (grün).
Nicht nur die US-BIP-Zahlen,
auch die Steilheit dieser
Aufwärtsbewegung an den
europäischen Märkten ist
überraschend. Für einen bloßen
Reflex auf die Abwärtsbewegung
des Vorjahres haben die Kurse
bereits zu weit getragen. Ein
Plus von mehr als 20% in nur
vier Monaten ist so sicher nicht
durchhaltbar, denn unter der
Annahme der Reinvestition in
einer geometrischen Verkettung
bedeutet dies eine Jahresrendite
von mehr als 70%. Von daher
erscheint es uns sinnvoll, nun
auch verstärkt auf
Schwächeanzeichen zu achten und
für den Fall der Fälle eine
Absicherung vorzunehmen (siehe
Musterdepot).
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Musterdepot Aktien &
Fonds
Im Bereich „Highlights/Musterdepot“
berichten wir heute über unsere
offenen Orders. Sie können sich
dort durch einfaches Blättern
einen schnellen Überblick über
die Transaktionen der letzten
Wochen verschaffen.
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Veranstaltungshinweise
Börsentage sind immer wieder
eine schöne Möglichkeit,
interessanten Vorträgen zu
lauschen, sich mit anderen
Anlegern auszutauschen und den
anwesenden Unternehmen und
Dienstleistern vor Ort auf den
Zahn zu fühlen. Die nächste
Möglichkeit dazu ergibt sich
schon am kommenden Samstag, den
4. Mai mit dem Börsentag
kompakt in Leipzig. Eine
Woche später, am 11. Mai, geht
es dann mit dem Börsentag
Chemnitz weiter.
Schließlich dürfen wir Ihnen
noch den Börsentag
Zürich ans Herz legen, der
am Donnerstag, den 16. Mai ab
15:00 im World Trade Center
Zürich stattfinden wird. Der
Eintritt zu allen drei
Veranstaltungen ist kostenlos.
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Smart Investor 5/2019:
Titelstory: Familienunternehmen:
Sind sie wirklich besser?
Wirtschaftskrieg:Die
Feinde im eigenen Haus
Mauritius:Mehr
als nur ein Ferienparadies
CANSLIM:Investieren
mit Megatrends
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Fazit
Ob US-Konjunktur oder DAX-Unternehmen,
manches entpuppt sich als regelrechte
Wundertüte.
Christoph Karl, Ralph Malisch
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Hinweis
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Ein mit “*“ gekennzeichnetes
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Erscheinens dieser Publikation oder
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mindestens einem Mitarbeiter der
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