Weltweite Inflation, Corona in China und Krieg in der Ukraine versetzen Anleger in Schockstarre
20.04.22 09:59
Stephan Heibel
Anleger sind niedergeschlagen aufgrund der Ausverkaufs ihrer
Lieblinge, sehen dabei aber nicht die hoffnungsvoll stimmenden
Keimlinge. Man ist verunsichert und jegliche Form des Optimismus
scheint sich zu verbieten. Es hat den Anschein, dass es keine
Hoffnung mehr gibt.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt" bedeutet, dass der Boden für eine
Erholung an den Aktienmärkten bereitet ist. Man kann es keinem
verübeln: Die völlige Ignoranz der EZB hinsichtlich inflationärer
Gefahren (siehe unten), die drohende Großoffensive Russlands im
Osten der Ukraine und der Lockdown in China lassen nicht viel
Spielraum für Hoffnung. Und so gibt es kaum Käufer am Aktienmarkt.
Aber auch Verkäufer gibt es kaum, denn die Entwicklungen sind
nicht wirklich überraschend. Inzwischen haben die meisten Anleger
ihr Portfolio bis zu einem gewissen Grad auf diese Entwicklungen
angepasst. Man harrt der Dinge, die da kommen.
Nachfolgend geht es um die Dinge, die derzeit schief laufen:
Inflation, Lockdown in China und Krieg in der Ukraine. Wenn man
sich die Ereignisse vor Augen führt, wundert man sich, dass die
Aktienmärkte noch nicht viel stärker eingebrochen sind.
Weltweite Inflation
Inflationssorgen nehmen zu, insbesondere in Europa. Ich habe die
Pressekonferenz der EZB-Chefin Christine Lagarde gesehen und würde
wie folgt zusammenfassen:
- "Wir beobachten inflationäre Tendenzen an den Rohstoffmärkten,
wir sind selber überrascht, aber glauben nicht, dass wir heute
schon etwas dagegen tun müssen.
- Wir beobachten den Verfall des Euros und sind selber
überrascht, aber wir glauben nicht, dass wir heute schon etwas
dagegen tun müssen.
- Unser Fahrplan basiert auf unseren Prognosen vom vergangenen
Dezember. Die Prognosen waren falsch, wie wir heute wissen, aber
das haben Prognosen so an sich. Wir glauben aber nicht, dass wir
heute schon unseren Fahrplan überdenken müssen.
- Wir haben alle juristisch erlaubten Maßnahmen der EZB im Blick
und arbeiten ständig daran, unsere Möglichkeiten zu erweitern.
Wir werden aktiv, sobald erforderlich ... aber derzeit sehen wir
keine Veranlassung, unseren Fahrplan zu überarbeiten..."
Wenn es um Geldflutung geht, um den kreativen Einsatz
unkonventioneller Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik, dann
ist die EZB unter der Führung der französischen Juristin schnell.
Jetzt, wo die Normalisierung der Geldpolitik ansteht und ebenfalls
konsequentes, frühzeitiges Handeln schnellere Effekte verspricht
als zögerliches, graduelles Handeln, da bleibt die EZB trotz aller
Kritik bei ihrer zögerlichen Vorgehensweise.
Grundsätzlich gilt: Eine tendenziell zu lockere Geldpolitik mit
hohen Inflationsraten hilft der Politik und enteignet den
Kleinsparer. Mein seit vielen Jahren formulierter Vorwurf, die EZB
sei politisiert worden, bestätigt sich leider eins ums andere.
Corona in China
Shanghai, die größte Metropole Chinas und Teile von Shenzen, dem
größten Wirtschaftszentrum Chinas, befinden sich weiterhin im
Lockdown. Zwar wird der Hafenbetrieb weitgehend aufrecht erhalten,
die Produktion wird ebenfalls mit Sonderrechten am Laufen
gehalten. Doch das Leben in diesen Regionen ist eingefroren, die
wirtschaftlichen Folgen sind bislang noch schwer absehbar.
Volkswagen hat ein Rekordergebnis für das Q1 2022 vermeldet, doch
ein Großteil des Erfolgs ist auf die Auflösung von Rückstellungen
aus der Dieselaffäre sowie durch clevere
Rohstoffabsicherungsgeschäfte zurückzuführen. Der Absatz von
Fahrzeugen ging um 21% zurück, in China um 24%. Fehlende Chips
reduzieren zwar den Output, dafür sind die Preise angesprungen.
Hier haben wir den direkten Bezug zwischen Corona (Verfügbarkeit)
und Inflation (Preisanstieg).
Krieg in der Ukraine
Es gilt als unvermeidbar, dass Putin seine Offensive in der
Ostregion der Ukraine verstärkt fortsetzen wird. Prognosen über
den weiteren Verlauf des Krieges gehen von ... bis. Für Investoren
bedeutet das, dass weiterhin mit einer sehr hohen Volatilität am
Aktienmarkt zu rechnen ist.
Wenn man die Themen zusammenfasst, überrascht es, dass die
Aktienmärkte nicht noch stärker unter Druck sind: Die Inflation
wird in den USA mit heftigsten Maßnahmen bekämpft, die sicherlich
die Konjunktur belasten werden, wenn nicht sogar zu einer
Rezession führen. In Europa scheint man die Inflationsgefahr nicht
ernst zu nehmen. Corona-Lockdowns beeinträchtigen erneut die
globalen Lieferketten, derzeit erstmals und insbesondere China.
Und der Ukrainekrieg droht sich in den kommenden Tagen und Wochen
nochmals zu verschärfen.
Ich habe den Eindruck, dass sich derzeit nur noch sehr wenige
Anleger zutrauen, eine Anlageentscheidung zu treffen. Warum auch
nicht: Mit einem ordentlichen Cashpolster ist es vielleicht das
Beste, erst einmal die kommenden Entwicklungen abzuwarten, bevor
man sich neu positioniert.
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Antw. | Thema | Zeit |
3 | Löschung | 15.08.14 |