Bundesdeutsche Farbenlehre
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„Die Mannschaft“
Die Leistungen der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft bei
der WM in Russland wurden aus
sportlicher Sicht ja bereits
erschöpfend kommentiert. Auch
neigen wir als Börsianer nicht
zum sogenannten „Monday Morning
Coaching“ all jener, die als
Meister des Hätte, des Könnte
und des Wäre zwar immer alles
besser gewusst haben, aber
dennoch nie in die Verlegenheit
kommen, es tatsächlich besser
machen zu müssen. Allerdings ist
das Abschneiden von „Die
Mannschaft“ – so wurde die
deutsche Nationalelf noch bis
zur Niederlage bezeichnet – in
gewisser Weise symbolisch, wenn
nicht symptomatisch für
Entwicklungen, die sich auch in
anderen Bereichen zeigen: Etwa
die zunehmende Distanz zu jenem
Land, dessen Bürger man zu
vertreten vorgibt – egal ob
sportlich oder politisch. Am
Augenfälligsten war im
WM-Vorfeld der
„Erdogan-Skandal“. Dabei ließen
sich bekanntlich die Spieler
Özil und Gündogan für den
Wahlkampf eines nicht ganz
lupenreinen türkischen
Demokraten instrumentalisieren,
wobei zumindest dieser
anschließend auch punkten
konnte. Die sichtbare
Entfremdung geht jedoch weiter
zurück. So wurde schon vor
Jahren eine Szene von der
CDU-Wahlparty nach der
Bundestagswahl 2013 viral, als
Bundeskanzlerin Merkel dem
damaligen CDU-Generalsekretär
Gröhe vor laufender Kamera mit
tadelnder Miene die
Deutschlandfahne entwand und zur
Seite legte.
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„Das Land“
Was die Jüngeren
möglicherweise nicht wissen, die
Farbenkombination
Schwarz-Rot-Gold ist nicht ganz
so „Nazi“, wie uns das die Linke
heute einreden will. Tatsächlich
handelt es sich um die Farben
der bürgerlichen Revolution des
Jahres 1848 und auch um die der
friedlichen, antisozialistischen
Revolution von 1989. Es waren
auch die Farben der Weimarer
Republik, wo sie allerdings
schon einmal mit Füßen getreten
wurden. Und genau da – bitte
aufpassen, liebe Kinder – kommen
die echten Nationalsozialisten
ins Spiel, die Schwarz-Rot-Gold
im Jahre 1933 durch die
Hakenkreuzfahne ersetzten. Nicht
umsonst wurde die
Farbenkombination nach dem Ende
dieser Diktatur zur Flagge der
Bundesrepublik und sogar zu der
des sozialistischen
„Musterländles“ DDR, das sich
als Diktatur ebenfalls durch
diese Farben zu legitimieren
versuchte, dort allerdings
verunziert mit Hammer, Zirkel
und Ähren. Dass die Verwendung
der eigenen Landesfarben
inzwischen zu einer
„nationalistischen“ Marotte der
größten Oppositionspartei
umgedeutet wird, ist
einigermaßen skandalös, und es
führt bewusst in die Irre. Denn
Schwarz-Rot-Gold symbolisiert
zwar die Nation – nicht
Nationalismus –, aber eben auch
eine Tradition bürgerlicher
Revolution und bürgerlichen
Freiheitswillens. Die Vitalität
dieser Ideen ist für die
blutleeren, von oben verordneten
Retortenprodukte wie das blaue
EU-Sternenbanner, den Euro und
letztlich die Union selbst
allerdings tatsächlich eine
Bedrohung.
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„Das Auto“
Man kann „Die Mannschaft“
aber nicht nur als Abkehr von
der Nation interpretieren: Der
Begriff spiegelt auch jene
Abgehobenheit wider, die sich
gelegentlich in höheren
Konzernetagen ausbreitet. Die
Assoziation mit der
VW-Marketinginitiative „Das
Auto“ drängt sich geradezu auf.
Tatsächlich wurde auch „Die
Mannschaft“ massiv von einem
Autokonzern gesponsert, der noch
halblustig weiter twittern ließ,
als diese längst von allen guten
Sternen verlassen war. Wie es
mit „Das Auto“ weiterlief konnte
dann den Schlagzeilen zu
Diesel-Skandal & Co.
entnommen werden. Einen kleinen
Unterschied gab es aber dennoch:
Während man sich an der Spitze
der betroffenen Unternehmen dann
letztlich doch zu Rücktritten
und der Übernahme von
Verantwortung durchringen konnte
bzw. gleich verhaftet wurde,
halten sich die Crash-Piloten
aus Politik und Fußballverband
weiter für unentbehrlich, wie so
viele, die inzwischen – das
wusste schon Georges Clemenceau
– auf den Friedhöfen dieser Welt
ruhen.
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„Der Markt“
Die Situation an den
Aktienmärkten hat sich weiter
deutlich eingetrübt. Mehrfach
gerieten zuletzt die Kurse an
den tonangebenden US-Börsen zum
Schlusshandel noch einmal unter
Druck. Das war auch vor dem
heutigen Unabhängigkeitstag der
Fall. Die Psychologie dahinter
ist schnell erklärt: Kurz vor
Schluss wird der Handel meist
etwas emotionaler, weil man dann
bis zum nächsten Handelstag erst
einmal nichts mehr an seiner
Position verändern kann. Vor
Feiertagen und vor Wochenenden
verstärkt sich dieser Effekt
tendenziell. Insofern ist der
schlussnahe Handel ein ganz
gutes Indiz dafür, wer einen
stärkeren Handelsdruck verspürt:
Die, die noch eine Aktie haben
wollen, oder diejenigen, die sie
loswerden wollen? Offenbar gehen
die Marktteilnehmer derzeit
vermehrt davon aus, dass sie
nicht viel verpassen, falls sie
nicht im Markt sind.
Etwas anders sah es in den
letzten Handelstagen bei den
Edelmetallen aus – wir kommen zu
den Vergessenen. Seit Jahren ist
diese Anlageklasse aus der Mode
gekommen. Betrachtet man die
Charts von Gold und Silber, dann
waren hier vor allem ausgedehnte
Abwärts- bzw. Seitwärtstrends zu
beobachten. Das Ganze ist nach
unserer Einschätzung Teil eines
Bereinigungsprozesses der
vorangegangenen Kursexzesse bis
zum Jahr 2011, die man in dieser
Eindeutigkeit jedoch erst mit
einem gewissen Abstand als
solche erkennt. Typisch für die
aktuelle Bodenbildung sind immer
wieder Tests nach oben bzw. nach
unten, die aber zunächst nicht
zu neuen oder gar zu
ausgeprägten Trends führen.
Aktuell sehen wir beim Silber
einen Test der Unterseite dieser
Bodenbildung/Seitwärtsformation
(vgl. Abb. oben). Im Gegensatz
zu Tests der Oberseite, weisen
die durch grüne Kreise
markierten Punkte ein gutes
Chance-/Risiko-Verhältnis auf,
da man hier mit einem relativ
engen Stopp-Loss einsteigen
kann. Die erste Voraussetzung
ist allerdings, dass sich an
einem solchen möglichen unteren
Wendepunkt tatsächlich eine
Gegenreaktion zeigt. Das war
gestern der Fall.
Nun werden Sie zu Recht
einwenden, dass das vielleicht
noch ein bisschen dünn ist, um
eine Trendwende auszurufen. Wir
wollen Ihnen daher weitere
Indizien für eine mögliche
Trendwende bei den Edelmetallen
mit auf den Weg geben: Der Index
de ungehebelten Goldminen hat
vor wenigen Tagen zum vierten
Mal auf der wichtigen
Unterstützung bei knapp 170
Punkten aufgesetzt (vgl.
Abbildung unten, oberer Teil).
Unmittelbar danach stieg er
dynamisch an (grüne Markierung).
Setzt man das Kursverhalten der
Goldminen ins Verhältnis zu den
Standardaktien des S&P 500,
dann sehen wir im unteren Teil
der Abbildung eine positive
Divergenz. Das letzte relative
Tief der Goldminen lag bereits
höher als die zuvor erreichten
relativen Tiefs (grüne
Markierungen). Dies ist ein
Zeichen für eine sich aufbauende
Stärke dieses Sektors, die
natürlich auch vor dem
Hintergrund der jüngsten
Schwächeneigung bei den
Technologie- und Standardwerten
zu sehen ist.
Ein letztes Indiz ist das
aktuelle Sentiment: Selbst viele
langjährige Edelmetallbullen
gehen von einer Fortsetzung des
Abwärtstrends aus. Auch die
Fundamentaldaten sollen gegen
Edelmetallanlagen sprechen.
Schließlich waren die Verkäufe
im physischen Edelmetallhandel
in diesem Jahr im zweistelligen
Prozentbereich rückläufig.
Stattdessen wurde von Kunden
vermehrt Altgold angedient. Nach
unserer langjährigen Erfahrung
in diesem Bereich können wir
nicht anders, als in diesen
Aussagen ein paar ziemlich
starke Argumente für eine Anlage
im Edelmetallbereich zu sehen.
Nur am Rande sei bemerkt, dass
nun auch der zuletzt stark
vernachlässigte Bitcoin wieder
erste Lebenszeichen von sich
gibt. So vorsichtig man mit
Parallelen zum Gold sein muss,
weist auch der Bitcoin einige
Aspekte eines alternativen
Investments auf. Und für solche
Investments kommt regelmäßig
dann Interesse auf, wenn
gegenüber traditionellen Anlagen
Zurückhaltung aufkommt.
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Musterdepot Aktien & Fonds
Im Bereich „Highlights/Musterdepot“
auf unserer
Homepage geht es um weitere
Verkäufe. Sie können sich dort durch
einfaches Blättern einen schnellen
Überblick über die letzten
Wochentransaktionen verschaffen.
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Fazit
Heute hat es mit dem SIW etwas länger
gedauert. Der Grund: Wir waren auf einer
Vortragsveranstaltung mit Dr. Markus
Krall und führten mit ihm ein vertieftes
Interview zu seinen brisanten Prognosen
zur Eurozone. Seien Sie versichert, es
hat sich gelohnt. Mehr dazu demnächst in
der Printausgabe des Smart Investor.
Ralph Malisch, Ralf Flierl
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