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Und wieder einmal überraschte die Entwicklung des BIP in den USA
positiv. Die Erwartungen der Beobachter für die Wirtschaftsentwicklung
der größten Voökswirtschaft der Erde lagen gemittelt bei einem
jährlichen Zuwachs von 2,0%. Nach erster Schätzung wurden jedoch im
ersten Quartal 3,18% erreicht, 1,02% mehr als im Vorquartal (siehe Chart).
Der Konsumbereich trug 0,82% zum Wachstum bei, die Investitionen kamen
auf einen Beitrag von 0,92%, Staatsausgaben kamen auf +0,41%, der
Außenhandel trug 1,03% bei.
Bei näherem Hinsehen ist das Bild nicht mehr ganz so rosig.
Der Beitrag des Konsumsektors zum BIP-Wachstum liegt in Q1 0,84% unter
dem Wert des Vorquartals und markiert damit den dritten Quartalsrückgang
in Folge.
Der Beitrag des Lageraufbaus innerhalb des Postens „Investitionen“
machte 0,65% aus. Die sonstigen privaten und geschäftlichen
Investitionen trugen noch 0,27% zum Wachstum bei, nach 0,54% im
Vorquartal. Eine verlangsamte Investitionstätigkeit drückt häufig
Vorsicht bei den Entscheidern hinsichtlich der künftigen Entwicklung aus.
Ein Lageraufbau leistet einen positiven Wachstumbeitrag, dieser ist
temporär, ein späterer Lagerabbau bewirkt das Gegenteil. Über längere
Zeit gesehen sind Lagerbewegungen hinsichtlich ihres Einflusses auf das
BIP-Wachstum ein Null-Summen-Spiel. Allerdings besteht das Risiko, dass
auf Lager produzierte Waren mit Lagerdauer an Wert verlieren und sich so
neben den Kosten für die Lagerhaltung negativ auf die Ertragslage von
Unternehmen auswirken.
Die Exporte haben sich im Vergleich zum Vorquartal erhöht und leisten
jetzt einen Wachstumsbeitrag von 0,45%. Die Importe sind hingegen
gesunken und tragen dadurch im ersten Quartal 0,58% zum Wachstum bei, so
viel wie seit dem verten Quartal 2012 nicht. Im Vorquartal war der
Importbeitrag mit –0,30% noch negativ.
Der BIP-Berechnung liegt ein annualisierter Deflator von 0,64% zugrunde.
Das liegt weit unter dem für den Zeitraum Januar bis März berechneten
CPI-U-Index von 2,27%. Wird die Inflation zu niedrig angesetzt,
resultiert das in überhöhten Wachstumsraten. Würde man den CPI-U-Index
bei der Berechnung des jährlichen BIP-Wachstums zugrunde legen, käme ein
Wert des BIP-Wachstums von 1,56% heraus, also eine Halbierung.
Die Berechnung des real-time-BIPs als Produkt aus Zahl der Arbeitsplätze
und der geleisteten Wochenstunden lässt erwarten, dass das Wachstum des
US-BIPs in den nächsten Quartalen nachlässt (siehe Chart).
Berücksichtigt man bei der Berechnung des BIP-Wachstums der USA alle
Schönfärbereien, bleibt zwar immer noch ein Ergebnis übrig, das über dem
der meisten industrialisierten Länder liegt. Ob das aber die in letzter
Zeit häufig geäußerte Meinung rechtfertigt, das makroökonomische Tief
würde gerade durchschritten? Zum Teil wird diese Einschätzung genährt
durch ein Q1-Wachstum des BIPs der VR China, das besser als erwartet
hereinkam. Dabei wird die Entwicklung in China der Einfachheit halber
als Indikator für die Weltwirtschaft genommen. Übersehen wird aber, dass
es erneut durch zunehmende Verschuldung erkauft wurde und die dort
getriggerte Zeitbombe vergrößert.
Insgesamt sehe ich auch angesichts der sich über mittlerweile drei
Quartale hinziehende Schwäche des US-Konsumsektors wenig Anlass, daran
zu glauben, dass die Weltwirtschaft jetzt wieder Fahrt aufnimmt. Gerne
wird in diesem Zusammenhang auch mit der möglichen Beilegung des
Handelsstreits zwischen USA und China argumentiert.
Ob es letztlich dazu kommt, steht immer noch nicht fest. Ein wie auch
immer gearteter Kompromiss ist nach wie vor wahrscheinlich, beide Seiten
brauchen ihn. Er dürfte auch gewisse positive Effekte haben, die aber
eher kurz- bis mittelfristig angelegt sind. Insbesondere die
strukturellen Aspekte etwa hinsichtlich Achtung des intellektuellen
Eigentums dürften kaum zur Gänze aus dem Weg geräumt werden.
Hinter dem Streit um Strafzölle steht ein Kampf um ökonomische
Vorherrschaft, der auch nach Beilegung von oberflächlichen Streitpunkten
weitergeht. Abgesehen davon würde eine Einigung beider Länder, die wohl
ziemlich sicher eine Stärkung von US-Lieferungen nach China beinhalten
würde, andere Länder empfindlich treffen, allen voran die in Europa.
Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier
eingesehen werden:
http://www.timepatternanalysis.de/Blog/2019/04/27/us-bip-ueberrascht-erneut-positiv/
powered by stock-world.de
positiv. Die Erwartungen der Beobachter für die Wirtschaftsentwicklung
der größten Voökswirtschaft der Erde lagen gemittelt bei einem
jährlichen Zuwachs von 2,0%. Nach erster Schätzung wurden jedoch im
ersten Quartal 3,18% erreicht, 1,02% mehr als im Vorquartal (siehe Chart).
Der Konsumbereich trug 0,82% zum Wachstum bei, die Investitionen kamen
auf einen Beitrag von 0,92%, Staatsausgaben kamen auf +0,41%, der
Außenhandel trug 1,03% bei.
Bei näherem Hinsehen ist das Bild nicht mehr ganz so rosig.
Der Beitrag des Konsumsektors zum BIP-Wachstum liegt in Q1 0,84% unter
dem Wert des Vorquartals und markiert damit den dritten Quartalsrückgang
in Folge.
Der Beitrag des Lageraufbaus innerhalb des Postens „Investitionen“
machte 0,65% aus. Die sonstigen privaten und geschäftlichen
Investitionen trugen noch 0,27% zum Wachstum bei, nach 0,54% im
Vorquartal. Eine verlangsamte Investitionstätigkeit drückt häufig
Vorsicht bei den Entscheidern hinsichtlich der künftigen Entwicklung aus.
Ein Lageraufbau leistet einen positiven Wachstumbeitrag, dieser ist
temporär, ein späterer Lagerabbau bewirkt das Gegenteil. Über längere
Zeit gesehen sind Lagerbewegungen hinsichtlich ihres Einflusses auf das
BIP-Wachstum ein Null-Summen-Spiel. Allerdings besteht das Risiko, dass
auf Lager produzierte Waren mit Lagerdauer an Wert verlieren und sich so
neben den Kosten für die Lagerhaltung negativ auf die Ertragslage von
Unternehmen auswirken.
Die Exporte haben sich im Vergleich zum Vorquartal erhöht und leisten
jetzt einen Wachstumsbeitrag von 0,45%. Die Importe sind hingegen
gesunken und tragen dadurch im ersten Quartal 0,58% zum Wachstum bei, so
viel wie seit dem verten Quartal 2012 nicht. Im Vorquartal war der
Importbeitrag mit –0,30% noch negativ.
Der BIP-Berechnung liegt ein annualisierter Deflator von 0,64% zugrunde.
Das liegt weit unter dem für den Zeitraum Januar bis März berechneten
CPI-U-Index von 2,27%. Wird die Inflation zu niedrig angesetzt,
resultiert das in überhöhten Wachstumsraten. Würde man den CPI-U-Index
bei der Berechnung des jährlichen BIP-Wachstums zugrunde legen, käme ein
Wert des BIP-Wachstums von 1,56% heraus, also eine Halbierung.
Die Berechnung des real-time-BIPs als Produkt aus Zahl der Arbeitsplätze
und der geleisteten Wochenstunden lässt erwarten, dass das Wachstum des
US-BIPs in den nächsten Quartalen nachlässt (siehe Chart).
Berücksichtigt man bei der Berechnung des BIP-Wachstums der USA alle
Schönfärbereien, bleibt zwar immer noch ein Ergebnis übrig, das über dem
der meisten industrialisierten Länder liegt. Ob das aber die in letzter
Zeit häufig geäußerte Meinung rechtfertigt, das makroökonomische Tief
würde gerade durchschritten? Zum Teil wird diese Einschätzung genährt
durch ein Q1-Wachstum des BIPs der VR China, das besser als erwartet
hereinkam. Dabei wird die Entwicklung in China der Einfachheit halber
als Indikator für die Weltwirtschaft genommen. Übersehen wird aber, dass
es erneut durch zunehmende Verschuldung erkauft wurde und die dort
getriggerte Zeitbombe vergrößert.
Insgesamt sehe ich auch angesichts der sich über mittlerweile drei
Quartale hinziehende Schwäche des US-Konsumsektors wenig Anlass, daran
zu glauben, dass die Weltwirtschaft jetzt wieder Fahrt aufnimmt. Gerne
wird in diesem Zusammenhang auch mit der möglichen Beilegung des
Handelsstreits zwischen USA und China argumentiert.
Ob es letztlich dazu kommt, steht immer noch nicht fest. Ein wie auch
immer gearteter Kompromiss ist nach wie vor wahrscheinlich, beide Seiten
brauchen ihn. Er dürfte auch gewisse positive Effekte haben, die aber
eher kurz- bis mittelfristig angelegt sind. Insbesondere die
strukturellen Aspekte etwa hinsichtlich Achtung des intellektuellen
Eigentums dürften kaum zur Gänze aus dem Weg geräumt werden.
Hinter dem Streit um Strafzölle steht ein Kampf um ökonomische
Vorherrschaft, der auch nach Beilegung von oberflächlichen Streitpunkten
weitergeht. Abgesehen davon würde eine Einigung beider Länder, die wohl
ziemlich sicher eine Stärkung von US-Lieferungen nach China beinhalten
würde, andere Länder empfindlich treffen, allen voran die in Europa.
Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier
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