Die Gründe für den Ausverkauf sind vielfältig. In Kapitel 02
meiner aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe erläutere ich Ihnen die
Hintergründe zur Chip-Knappheit, zu steigenden Energiepreisen, den
Lieferproblemen, der Corona-Angst und den Zusammenhang mit der
Inflation. Da braut sich was zusammen :-(
Vor 10 Tagen konnte ich mich zu keiner festen Meinung durchringen,
verschob die Fertigstellung des Heibel-Tickers um einen Tag und
entschied mich schließlich, vorerst keine Meinung zu haben ;-).
Nachdem in vielen Publikationen die Korrektur bereits für beendet
erklärt wurde, war für mich dieser Schritt zu früh. Meine
Zurückhaltung hat sich ausgezahlt: Seit Montag letzter Woche
brechen die Finanzmärkte weltweit nochmals ein wenig ein.
Wichtiger als der Kurseinbruch selbst war die Zeit, die
verstrichen war, und die es mir nunmehr ermöglicht hat, mir eine
Meinung zu bilden.
Monatelang sind wir an den Finanzmärkten den Entwicklungen
hinterher gehechelt: Der Coronacrash (März 2020) traf die meisten
Anleger völlig unvorbereitet. Die anschließende Erholungsrallye
(bis Juni 2020) wurde von vielen Anlegern ungläubig beobachtet. Es
folgte eine Sommerkonsolidierung bis zum Oktober 2020. In diese
Seitwärtsbewegung hinein wurden viele Positionen aufgebaut, um
dann bei den ersten Anzeichen der zweiten Corona-Welle Ende
Oktober (DAX -12%) in einem heftigen Ausverkauf wieder auf den
Markt geworfen zu werden. So ging auch die Corona-Impfstoffrallye
(November 2020 bis April 2021) an den meisten Anlegern vorbei,
ohne dass sie investiert waren.
Seit April haben wir nun erneut über den Sommer eine
Seitwärtsbewegung im DAX gesehen. Erneut haben viele Anleger ihre
Lieblinge eingesammelt und warten nun darauf, dass die
Aktienmärkte die dritte Phase der Rallye einläuten. Doch der
September zerrte noch stärker an den Nerven der Anleger, als dies
in den zotteligen Sommermonaten bereits der Fall war: Tiefere
Hochs zeugen von einer abnehmenden Dynamik. Auf der Unterseite
drohen wichtige Unterstützungen um die 15.000 Punkte-Marke zu
brechen.
Die Bedenken, die für diese wackelige Börsensituation
verantwortlich sind, sind vielfältig. Sie sehen nachfolgend einen
Überblick der Themen und können die ausführlichen Details über den
Link unten im frei zugänglichen Kapitel 02 lesen.
1. ENERGIEPREISE
2. LOGISTIK
Wir befinden uns 13 Jahre nach der großen Finanzkrise, in der Schiffe leer über die Weltmeere schipperten, nunmehr in der gegensätzlichen Situation: Investitionen sind ausgeblieben, die Kapazitäten reichen nicht. Abhilfe über Nacht gibt es nicht, Investitionen brauchen ihre Zeit.
3. CORONA-ANGST
Alles in allem trifft also insbesondere bei den unteren Einkommensschichten eine große Nachfrage nach Personal auf ein geringes Angebot: die Löhne dürften also schon bald zu steigen beginnen - ganz unabhängig vom Mindestlohn.
4. INFRASTRUKTURPROGRAMME
Ob Straßenbau und Brücken mit Beton, oder aber Datenleitungen mit Kupfer (Kupferpreis +100% seit März 2020), es gibt weder die Materialien, noch die Arbeiter, die das Infrastrukturprogramm umsetzen können.
5. CHIP-KNAPPHEIT
Die weltweite Chipknappheit, von der immer die Rede ist, interessiert Taiwan Semi fast gar nicht. In Wolfsburg stehen einige Produktionsstraßen still, weil Chips fehlen, doch der globale Chip-Markt ist davon unbeeindruckt. Auch Opel schickt nun Arbeiter in Eisenach nach Hause oder in die Kurzarbeit, weil Chips fehlen. Wir dürfen uns also darauf einstellen, dass Autobauer ihre Produktionsziele nur sehr schwer erreichen werden.
6. INFLATION
Die US-Notenbank hat bereits das Inflationsziel angehoben und zuletzt sogar ausgesetzt mit dem Argument, der Arbeitsmarkt sei wichtiger. Die EZB hat das Inflationsziel von „nah bei, aber nicht über 2%” umformuliert in „symmetrische 2%”, was ein zeitweiliges Überschießen toleriert. Nachdem wir in den vergangenen 8 Jahren stets unter 2% waren, ist der Begriff "zeitweilig" sicherlich sehr dehnbar.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Probleme, die ich hier aufgelistet habe, sind schon seit mindestens einem halben Jahr bekannt. Seither ist die Aktienmarktrallye in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Ich habe im Frühjahr ebenfalls noch fest behauptet, die Inflation sei vorübergehend. Dahinter steckte die Hoffnung, dass die strukturellen Probleme gelöst würden.
In den vergangenen Tagen ist es mir nun wie Schuppen von den Augen gefallen, dass diese Probleme noch immer nicht gelöst sind. Im Gegenteil, die Abschottungsbestrebungen Chinas lassen befürchten, dass es auf absehbare Zeit keine Lösung geben wird. Eine Alternative zur starken Abhängigkeit von China kann ich nicht erkennen. Ich stelle mich daher ab sofort und bis auf weiteres auf steigende Zinsen ein.
Kurz gesagt: Es wird darauf hinaus laufen, dass Unternehmen mit hohem Cashflow zur heutigen Zeit gefragt sein werden, also Dividendentitel. Unternehmen, deren Cashflow erst in der Zukunft erfolgt, werden bei steigenden Zinsen einen zunehmend hohen Risikoabschlag in der Bewertung hinnehmen müssen. Wachstumsunternehmen werden vor diesem Hintergrund weniger attraktiv.
Zykliker könnten gut funktionieren. Wenngleich auch sie mit der Ressourcenknappheit zu kämpfen haben, so können sie doch jeden Preis durchreichen, da die Nachfrage das Angebot stark übersteigt. Maschinenbauer werden wieder interessant, weil Kapazitäten fehlen.
Das komplette Kapitel 02 finden Sie unter https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1909#ch02
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