Himmelhoch jauchzend, zu Tode
betrübt
Die „älteren“
Bitcoin-Enthusiasten werden sich
noch an die letzte große Blase
der Crypto Assets erinnern.
Damals – wir sprechen vom
Dezember 2017 – wurde der
Bitcoin zu Spitzenpreisen
jenseits von 19.000 USD
gehandelt. Dann ging es in
mehreren Schüben steil bergab,
eine Bewegung die bei gut 3.000
USD ihren vorläufigen Boden
gefunden hatte – ein Verlust von
knapp 84%. Allerdings war der
Bitcoin seinerzeit alleine in
den rund fünf Wochen vor diesem
Gipfel um satte 240%
angestiegen. Lassen Sie sich
nicht täuschen: Was aussieht wie
eine Blase, ist meist auch eine
Blase. Im Unterschied zu
traditionellen Assetklassen
haben sich die Kryptos bislang
allerdings von jeder geplatzten
Blase wieder relativ rasch
erholt, um in der Folge eine
noch viel größere Blase
auszubilden. Solange die Kurse
steigen, wird dabei
üblicherweise die Zukunft des
Themas in rosigsten Farben
gemalt: Crypto Assets sind
demnach nicht nur das Geld der
Zukunft, sondern die Zukunft
schlechthin. Geht es nach dem
Platzen der so aufgepumpten
Blase dann wieder kräftig nach
unten, ist der Katzenjammer groß
und die Stimmen mehren sich,
dass der Bitcoin letztlich doch
nur ein praxisuntaugliches
Muster ohne Wert sei. Für
gewöhnlich kaufen oben die
Kleinanleger, die nach den
vorangegangenen mühelosen
Kursgewinnen ebenfalls den Traum
vom großen Reichtum träumen.
Unten halten dann wieder die
Profis die Hand auf, um diesen
Traum für sich selbst zu
realisieren.
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Meinung und Markttechnik
In Ermangelung fundamentaler
Analyseinstrumente, die
ernsthaft auf den Bitcoin
anwendbar wären, sind Meinungen
und die Marktentwicklung selbst
die großen Treiber der teils
erratischen Kursbildung. Bei
normalen Kursbewegungen reichen
die Kommentatoren in aller Regel
aus dem Fundus der verfügbaren
Nachrichten eine mehr oder
weniger passende Erklärung nach.
Tatsächlich sind das meist reine
Vermutungen, denn naturgemäß
lässt sich auf die Ferne nicht
in die Köpfe von Käufern und
Verkäufern blicken, um deren
Motive zu ergründen. Dennoch
verlangen die Anleger nach
solchen Erklärungen, vermutlich,
um zusätzliche Sicherheit
darüber zu gewinnen, ob eine
Bewegung gerechtfertigt ist. Sie
merken schon, dass die Katze an
dieser Stelle langsam beginnt,
sich in den Schwanz zu beißen
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Im Bitcoin verewigt
Bei der gestrigen Kursbewegung
lag der Fall allerdings ein
wenig anders. In der Spitze
schoss der Bitcoin mehr als 20%
innerhalb nur eines Tages nach
oben, und hinter solch
außergewöhnlichen Bewegungen
steckt in aller Regel schon eine
konkrete Ursache. Der zunächst
vermutete, leicht verspätete
Aprilscherz dürfte wohl
ausscheiden. Allerdings wurde
kolportiert, dass praktisch
zeitgleich über mehrere Börsen
große Kaufaufträge eintrafen,
die nur zu deutlich höheren
Kursen abgearbeitet werden
konnten. Das Volumen der ganzen
Transaktion lag bei rund 100
Mio. USD. Ein ziemlich saftiger
Preis, falls es nur darum
gegangen wäre, sich einmal im
Chart zu verewigen und auf diese
Weise selbst ein bisschen
Bitcoin-Geschichte zu schreiben.
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Initialzündung oder
Strohfeuer
Vielleicht wird andersherum ein
Schuh aus der Geschichte:
Während der Bitcoin in der
allgemeinen Wahrnehmung bis
gestern als ein einigermaßen
totes Pferd galt, das bei den
Anlegern langsam in
Vergessenheit geriet, machten
wir im aktuellen Smart Investor
4/2019 auf S. 38 darauf
aufmerksam, dass der Markt
charttechnisch vor einer
Wiederentdeckung stehen könnte
(vgl. Abb.). Das Potenzial aus
reifem Abwärtstrend und
Bodenbildung haben sicher nicht
nur wir gesehen. Was fehlte, war
aber die Initialzündung, um
einen neuen Boom anzufachen.
Massive Kauforders, die
keineswegs interessewahrend,
sondern im Gegenteil geradezu
aufmerksamkeitsheischend an den
Markt gegeben werden, sind
durchaus geeignet, als eine
solche Initialzündung zu
fungieren. Und die war nach dem
dramatischsten Kursrückgang in
der noch kurzen Geschichte des
Bitcoin dringend nötig. Denn
spätestens mit dem 2017er Boom
hatte der Bitcoin seine Unschuld
verloren. Seitdem waren große
Interessen mit großem Geld
engagiert. Und weil der Bitcoin
im Wesentlichen von Markttechnik
und Meinung getrieben wird, mag
die Versuchung schon nahegelegen
haben, die Korrrekturphase mit
einem echten Statement zu
beenden. Vor diesem Hintergrund
sind 100 Mio. USD – wir sprachen
von großen Adressen – dann auch
wiederum vergleichsweise kleines
Geld. Wer der oder die große(n)
Unbekannte(n) war(en), wird
womöglich Bitcoin-typisch aber
nie in Erfahrung zu bringen sein
– Satoshi Nakamoto lässt grüßen.
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Des Rätsels Lösung
Wer ist die große Unbekannte?
Diese Frage stellte sich nach
dem letzten Weely so mancher
Leser. Zu verlockend klangen die
Daten zu diesem Unternehmen. Ein
tiefes einstelliges KGV für
einen Wachstumstitel, hohe freie
Cashflows bei gleichzeitig
enormer Substanz – wo soll es so
etwas geben? Die Antwort haben
unsere Abonnenten bereits am
Samstag mit einer ausführlichen
dreiseitigen Analyse in ihrem
Briefkasten gehabt: Gazprom,
gefürchtet und bewundert, in
westlichen Medien zuletzt aber
vor allem eines – nicht
existent. Warum wir uns dennoch
mit diesem Unternehmen
beschäftigt haben? Weil es sich
an der Börse lohnt, antizyklisch
zu agieren und die Chancen da zu
suchen, wo andere sie ganz
offensichtlich übersehen.
Entgegen der Intuition spricht
nämlich einiges für und nur
relativ wenig gegen ein
Investment in den russischen
Gas-Multi. Gazprom hat sich in
den letzten Jahren auf einen
Modernisierungskurs begeben, der
aus dem trägen Staatskonzern ein
schlagkräftiges
Energieunternehmen gemacht hat.
Investments von knapp 100 Mrd.
USD wurden getätigt um die
Pipeline-Infrastruktur auf den
neuesten Stand zu bringen und
neue Regionen zu erschließen,
z.B. in Asien. Gleichzeitig ist
Erdgas auch in Europa ein
Wachstumsmarkt. Gazprom dürfte
seinen dortigen Marktanteil
nicht nur halten, sondern in den
nächsten Jahren signifikant
ausbauen.
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Versüßte Wartezeit
Die investitionsintensive Phase
geht 2019 gleichzeitig zu Ende,
sodass die Dividende sich nach
und nach erhöhen dürfte. Bereits
zum heutigen Kurs bringt es der
Titel auf knapp 7%
Dividendenrendite. Und dies
trotz einer Ausschüttungsquote
von lediglich knapp 20%. Was nur
aufgrund einer Ausnahmeregelung
möglich ist. Denn an sich sollen
halbstaatliche Unternehmen in
Russland 50% ihrer Erträge an
die Aktionäre zurückgeben.
Sollte es in den nächsten Jahren
in Richtung dieser Marke gehen,
sind Dividenden von weit über
10% auf den heutigen Kurs drin.
Sollte sich die jahrelange
Seitwärtsbewegung fortsetzen,
dürften Anleger alleine dadurch
eine attraktive Rendite
einfahren. Der Clou des
Investments sind jedoch die
Reserven, die in Gazprom
stecken. So ist alleine die
Hälfte des heutigen Börsenwertes
durch die Aktien an zwei
börsennotierten
Tochtergesellschaften gedeckt.
Die größten Gasreserven der Welt
– mehr als die kombinierten
Reserven sämtlicher großen
westlichen Ölkonzerne zusammen –
gibt es praktisch geschenkt.
Lesen Sie im
aktuellen Smart Investor
eine detaillierte
Sum-of-the-Parts-Bewertung aller
Assets. Mit einem erstaunlichen
Ergebnis!
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Zu den Märkten
Der DAX konnte sich nach dem in
der Vorwoche (SIW
13/2019) beschriebenen
kraftvollen Ausbruch aus dem
aufwärts gerichteten Keil wieder
stabilisieren und sogar die
untere Begrenzungslinie dieses
Keils zurückerobern. Angesichts
der negativen Steilvorlage ist
diese Stärke verblüffend.
Alleine zwei deutliche
Aufwärts-Gaps (vgl. Abb., kleine
grüne Markierungen) waren in den
letzten Tagen zu beobachten
(heute und am Montag). Zumindest
heute spielten offenbar Hinweise
auf Fortschritte bei den
amerikanisch-chinesischen
Handelsgesprächen eine Rolle,
dazu kamen die guten US-Vorgaben
des Vortages. Andererseits haben
wir über die Zuschreibung von
Ursachen zu Kursbewegungen
bereits eingangs gesprochen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Im
Moment befindet sich der
deutsche Leitindex wieder in der
oft beschriebenen
Widerstandszone von 11.800 bis
12.000 Punkten. Sollte der DAX
den oberen Rand dieser Zone
nachhaltig überwinden, würden
sich die Aussichten für deutsche
Aktien aus technischer Sicht
aufhellen. Soweit ist es
allerdings im Moment noch nicht.
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Musterdepot Aktien &
Fonds
Im Bereich „Highlights/Musterdepot“
lesen Sie heute über einen
Neuzugang und einen Nachschlag
zu unserem Bericht zu Fiat
Chrysler aus der letzten Woche.
Sie können sich dort durch
einfaches Blättern einen
schnellen Überblick über die
Transaktionen der letzten Wochen
verschaffen.
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Invest 2019
Zwar sind wir persönlich in
diesem Jahr nicht auf der Invest
vertreten, Sie finden dort aber
eine Probeausgabe unseres
aktuellen Heftes. Die Invest ist
die Leitmesse und ein Kongress
für Finanzen und Geldanlage –
die größte Veranstaltung ihrer
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folgendermaßen vor:
1. Schritt: Wählen Sie unter www.messeticketservice.de/shop
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2. Schritt: Aktionscode einlösen
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3. Schritt: Formular ausfüllen
und (wenn benötigt) kostenloses
VVS-Ticket (öffentlicher
Nahverkehr in Stuttgart)
sichern.
4. Schritt: Eintrittskarte
downloaden und ggf. drucken
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Titelstory:
Minenfeld Mine
Freie Privatstädte:
Die Eigenverantwortung vom Staat
zurückholen
Europawahl:
Symbol-, keine Schicksalswahl
Aktie im Blickpunkt:
Gazprom – die wohl billigste Aktie
der Welt
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Fazit
Schlagartig kam in den Bitcoin gestern
wieder Musik. Das war ein bisschen mit
Ansage. Ob es dem ominösen Käufer
allerdings gelungen ist, einen neuen
Boom zu entfachen, oder ob es bei einem
Strohfeuer bleibt, wird sich erst in den
nächsten Tagen erweisen.
Christoph Karl, Ralph Malisch
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