- China:
die bisher wenig erfolgreiche Bekämpfung der Omikron-Welle
durch die Null-COVID-Strategie der Regierung in Peking
belastet derzeit den inländischen Konsum, die Produktion
und die Lieferketten massiv.
- Europa:
die Verunsicherung durch deutlich steigende
Verbraucherpreise und vor allem den in unmittelbarer
Nachbarschaft entbrannten Krieg mit ungewissem weiterem
Fortgang sowie fehlende Vorprodukte und Rohstoffe aufgrund
angespannter globaler Lieferketten.
- USA: die massiv steigenden Erzeuger- und Verbraucherpreise zusammen mit einer intakten Lohn-/Preisspirale, den dadurch deutlich steigenden Druck auf die US-Notenbank Fed, einen außergewöhnlich harten Kurswechsel hin zu einer restriktiven Geldpolitik zu vollziehen und die resultierenden rasant steigenden Zinsen über alle Laufzeiten hinweg.
Diese Gemengelage hat schon in den letzten Wochen zu deutlichen Revisionen von Wachstumserwartungen geführt. Noch ist das Basisszenario positiv, wenngleich mit jedem Tag anhaltender Unsicherheit die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass eine der Regionen doch noch in eine Rezession abrutschen könnte. Sollte dieser Fall eintreten, würde auch für die anderen Regionen und Weltwirtschaft die Rezessionsgefahr noch einmal steigen.
Obwohl einzelne Indikatoren (bspw. der AAII-Bull-/Bear-Spread für den S&P 500) bereits vereinzelt Überreaktionen an den Kapitalmärkten andeuten, bleiben vor dem genannten Hintergrund bestehende Trends (v.a. schwache Aktienmärkte, steigende Zinsen und ein sehr fester US-Dollar) kurzfristig intakt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass kommende Entwicklungen an den Börsen etwa 6 Monate vorab eingepreist werden. Damit besteht die Möglichkeit, dass bei einer besseren Entwicklung der genannten Belastungsfaktoren, zumindest zwischenzeitlich eine unerwartet positive Marktentwicklung eintritt.
Langfristig bewirken die aktuellen Unsicherheitsfaktoren aber auch einen erheblichen Veränderungs- und Wandlungsdruck. Wie schon lange die Digitalisierung, die Dekarbonisierung und die Demografie werden akut entstandene Notwendigkeiten, wie die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen – v.a. russischen – Energien, der Umbau von Lieferketten, verstärkte Investitionen in Gesundheitssysteme, Infrastruktur, Bildung und Sicherheit sowie die teils notwendige Umstellung von Geschäftsmodellen, Absatzkanälen oder Einkaufsstrategien aufgrund geopolitischer Verschiebungen einschneidende Veränderungen mit sich bringen. In einem solchen Umfeld waren Volkswirtschaften, Unternehmen und Gesellschaften oftmals zu entscheidenden Entwicklungsschritten in der Lage, die immer auch für Anleger große Chancen bieten.
Trotz der
berechtigten Sorge angesichts der Belastungsfaktoren, darf
diese Perspektive nicht aus dem Blick geraten. Wer
sich also kurzfristig aus dem Markt verabschiedet hat,
sollte sich bereits heute überlegen, welche Unternehmen von
den perspektivischen Wandel langfristig profitieren werden.

von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL
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