Traditionell steht das erste
Maiwochenende des Jahres ganz im
Zeichen des „Woodstocks der
Kapitalisten“ in Omaha, der
Hauptversammlung von Warren
Buffetts Holding Berkshire
Hathaway. Neben einer
mehrstündigen Frage &
Antwort-Runde auf der
Hauptversammlung gibt das
„Orakel von Omaha“ traditionell
dem US-Börsensender CNBC ein
ausführliches Interview. Die
interessanteste Aussage daraus:
Auf die Frage, wie er das
generelle Bewertungsniveau des
Aktienmarktes einschätze, sagte
Buffett, dass Aktien „lächerlich
günstig“ seien, wenn man daran
glaube, dass 3% Zinsen auf
langfristige US-Treasuries Sinn
ergäben. Letztendlich hängt es
also an der persönlichen
Einschätzung zu den Zinsen.
Buffett selbst traut sich dazu
übrigens keine Meinung zu, räumt
sogar ein, die Entwicklung der
letzten Jahre so nicht
vorhergesehen zu haben. Die
vergangenen Jahre hätten
gezeigt, dass Geld fast nichts
koste, enorme Summen Geld
gedruckt werden können und es
gleichzeitig fast keine
Inflation und kaum
Arbeitslosigkeit gebe. Ob all
diese Komponenten in Zukunft
gleichzeitig gegeben sein
werden, bezweifelt der
Star-Investor. Allerdings läge
er mit dieser Einschätzung nun
schon länger falsch. Andersherum
betrachtet könnte man allerdings
auch fragen: Ist es in den
kommenden Jahren vorstellbar,
dass wir Zinsen weit über den
genannten 3% sehen werden? Egal
ob „lächerlich günstig“ oder
lediglich „günstig“ – eine
Überbewertung des breiten
Aktienmarktes lässt sich aus den
Zinsen jedenfalls kaum ableiten.
Wer Buffett kennt, weiß jedoch
auch, dass dies die langfristige
Perspektive ist. Kurz- und
mittelfristige Schwankungen sind
daher trotzdem allemal drin.
Mehr zu den interessanten Themen
auf der Hauptversammlung am
Samstag können Sie in unserem Aktien-Update
zu Berkshire Hathaway vom
Montag nachlesen.
Derweil in Deutschland …
Während Warren Buffett ein ums
andere Mal bewiesen hat, wie man
eigenes Geld vermehrt,
demonstriert die Politik
hierzulande nicht weniger
eindrucksvoll, wie man das Geld
anderer Leute regelrecht
verschleudert. So bezeichneten
Stimmen aus dem traditionell
eher zurückhaltenden
Unternehmerlager
Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier anlässlich einer
FAZ-Umfrage wenig schmeichelhaft
als Fehlbesetzung bzw.
Totalausfall (vgl.
Editorial Smart Investor
5/2019). Der Präsident des
Verbandes „DIE
FAMILIENUNTERNEHMER“ warf
Altmaier sogar eine
„Antimittelstandspolitik“ vor.
Konsequenterweise lud der
Verband den Minister dann von
seiner 70-Jahres-Feier dann
sogar explizit aus.
Aber es scheint, als gebe es
kabinettsintern sogar eine Art
Wettbewerb, welcher Minister von
seinem Amt am stärksten
überfordert ist. Zumindest hat
Finanzminister Olaf Scholz mit
seinem gescheiterten
Grundsteuerreformversuch schon
ganz gut vorgelegt. Wenn er
jetzt bald auch noch offiziell
jenes Milliardenloch im
Bundeshaushalt kommuniziert, das
im Rahmen der aktuellen
Steuerschätzung aufgerissen ist
und über das heute erste
Informationen durchgesickert
sind bzw. durchgestochen wurden,
wird er wohl erst einmal wieder
in Führung gehen. Gegenüber der
letzten Steuerschätzung vom
November 2018 – die ist gerade
einmal sechs Monate her – hat
sich im Bundeshaushalt eine
Lücke von sage und schreibe mehr
als 75 Mrd. EUR für die Jahre
bis 2023 aufgetan. Unter
Berücksichtigung der neuen
Löcher bei Ländern und Gemeinden
sollen es gar mehr als 100 Mrd.
EUR sein. Es sei einmal
dahingestellt, ob es sich
hierbei um das berühmte „Rennen
nach unten“ handelt oder ob
„toxische Maskulinität“ im Spiel
ist – Frauen scheitern ja in der
Regel etwas verschämter als ihre
männlichen Kollegen, die sich
selbst in ihrer Unfähigkeit noch
gegenseitig zu übertrumpfen
trachten.
Erklärungsbedürftig sind die
Riesenlöcher allemal, und man
wird sich schwertun, das alles
auf die Konjunktur zu schieben.
Schließlich profitierte der Bund
über viele Jahre von sprudelnden
Rekordsteuereinnahmen und
Nullzinsen. Aber schon
Amtsvorgänger Schäuble vermochte
aus dieser Traumkonstellation
nicht mehr als eine „Schwarze
Null“ zu machen. Auch damals
wurden den Bürgerinnen und
Bürgern der Hochsteuerrepublik
Deutschland nennenswerte
Entlastungen konsequent
verweigert, obwohl letztlich sie
es sind, die den Laden am Laufen
halten und nicht die Politik mit
ihren schönen Worten und nicht
finanzierbaren Visionen. Dass
diese Leute zudem ständig das
Wort „Nachhaltigkeit“ im Munde
führen und sich inzwischen für
die ganze Welt zuständig fühlen,
während sie noch nicht einmal
die anvertraute Kasse auch nur
halbwegs ordentlich verwalten
können, kann man eigentlich nur
noch mit viel Humor ertragen.
Wenn man sich die Lebensläufe
der Handelnden ansieht, ist das
allerdings auch nicht wirklich
überraschend. Ein echtes
Marktverständnis haben die
wenigsten und so ist diese
Politik, gemessen an dem, was
sie für die Bürgerinnen und
Bürger leistet, geradezu
„lächerlich teuer“.
Abstimmung mit den Füßen
Sie sehen schon, wir halten von
den Fähigkeiten der Politik im
Allgemeinen in etwa so viel wie
Warren Buffett von den
Fähigkeiten des „Mr. Market“ den
richtigen Preis einer Aktie zu
finden. Ein Unterschied liegt
vielleicht darin, dass die
Verrücktheiten des Marktes immer
wieder attraktive Chancen
bieten, von denen die Anleger
profitieren können, während die
Verrücktheiten der Politik für
die Leistungsträger in deren
Einflusssphäre vor allem
Belastungen produzieren. Und da
man in dieser Einflusssphäre
nicht angekettet ist,
beschäftigen wir uns im Smart
Investor seit vielen Jahren in
der Rubrik „Lebensart &
Kapital – International“ mit
Ländern, die mehr als nur ein
Urlaubsziel sein könnten. Dabei
klopfen wir immer wieder auch
exotischere Destinationen (im
Smart Investor 5/2019:
Mauritius) auf die Frage ab, ob
diese auch in politischer,
wirtschaftlicher und
steuerlicher Hinsicht ein
positives Klima für Investoren
und Auswanderungswillige
aufweisen. Dass Migration eines
der Top-Themen dieser Tage
bleibt, zeigt sich auch an der
Zahl der aus der Bundesrepublik
auswandernden Millionäre, die
über die letzten Jahre
sprunghaft angestiegen ist. Wer
heute also nassforsch
Enteignungen fordert wie
JuSo-Chef Kühnert, hat es also
nicht nur mit zunehmend
beweglichen Zielen zu tun,
sondern auch mit Menschen deren
geistige Grundausstattung
regelmäßig für mehr reicht als
für ein abgebrochenes Studium
und eine Tätigkeit im
Call-Center.
Zu den Märkten
„Mr. Market“ hat gestern
tatsächlich erst einmal einen
ordentlichen Schreck bekommen
und einige der nach Ansicht von
Warren Buffett bereits
„lächerlich günstigen“ Aktien
fallen lassen. Anlass war –
wieder einmal – ein Tweet von
US-Präsident Donald Trump, der
so interpretiert wurde, dass
eine Einigung im Handelskonflikt
mit China wieder in weite Ferne
gerückt sei. Das kann so sein,
muss es aber nicht. Denn Trump
ist auch dafür bekannt, mit
solchen Kurznachrichten Druck
auf Verhandlungen auszuüben bzw.
diese in seinem Sinne zu
beeinflussen. Diese Strategie
hat in der Vergangenheit
durchaus schon Früchte getragen
und wenn man sich die
Kursentwicklung während seiner
Präsidentschaft ansieht, können
die Börsianer durchaus zufrieden
sein. Allerdings ist China
sicher der am schwersten zu
knackende Gegner und es ist bei
Trump auch nie ganz
auszuschließen, dass er den
Bogen überspannt bzw. sein Blatt
überreizt. Was gestern auch zur
Verunsicherung führte sind die
Raketenschläge auf Israel und
die Massierung von
US-Streitkräften rund um den
Iran. Derlei Unsicherheiten
schätzen Börsianer ganz
grundsätzlich nicht und es ist
von daher nur konsequent, sich
erst einmal an die Seitenlinie
zu begeben, besonders vor dem
Hintergrund, dass die Märkte in
den letzten Monaten
außergewöhnlich gut gelaufen
waren. Für den DAX sehen wir als
Folge der Verunsicherung eine
lange schwarze Abwärtskerze
(vgl. Abb.), die man schon als
dynamisch bezeichnen kann. Heute
fängt sich der Markt zwar, aber
die Verunsicherung dürfte so
schnell noch nicht wieder
verfliegen, es sei denn Trump
zaubert nun zeitnah doch noch
einen China-Deal aus dem Hut.
Charttechnisch positiv zu
bewerten ist, dass der scharfe
Abbruch vom Dienstag bislang
weder die Widerstandszone
zwischen 11.800 und 12.000
Punkten (vgl. Abb., gelbes
Rechteck) noch die leicht
keilförmige Aufwärtsbewegung
(blaue Begrenzungen) verletzt
hat.
Musterdepot Aktien &
Fonds
Im Bereich „Highlights/Musterdepot“
berichten wir heute über unsere
offenen Orders. Sie können sich
dort durch einfaches Blättern
einen schnellen Überblick über
die Transaktionen der letzten
Wochen verschaffen.
Veranstaltungshinweise
Langsam aber sicher nähert sich
der Reigen der Börsentage 2019
seinem Ende. Am kommenden
Samstag, den 11. Mai, gibt es
beim Börsentag
Chemnitz und am 16. Mai
beim Börsentag
Zürich noch einmal die
Möglichkeit, Referenten und
Ausstellern auf den Zahn zu
fühlen und sich mit anderen
Anlegern auszutauschen.
Der Eintritt ist jeweils
kostenlos.
Smart Investor 5/2019:
Titelstory: Familienunternehmen:
Sind sie wirklich besser?
Wirtschaftskrieg:Die
Feinde im eigenen Haus
Mauritius:Mehr
als nur ein Ferienparadies
CANSLIM:Investieren
mit Megatrends
Fazit
Während die deutsche Politik – gemessen
an ihren Leistungen für die Bürgerinnen
und Bürger – geradezu „lächerlich teuer“
ist, hält Anlegerlegende Warren Buffett
Aktien – vor dem Hintergrund des
aktuellen Zinsniveaus – für „lächerlich
billig“. Schade eigentlich, dass man so
viel Geld in Steuern „investieren“ muss
und dafür keine Aktien kaufen kann.
Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch
unser Interview mit Armin Zinser von
Société de Gestion Prévoir „Ich bin Long
Entrepreneur und Short Government“ im
aktuellen Smart Investor 5/2019 (ab S.
36).
Christoph Karl, Ralph Malisch
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