
Auch die Käufer von Unternehmensanleihen
blicken optimistisch nach vorne. Dafür gibt es einige gute
Gründe
Manch einer würde in Zeiten wie diesen wohl gerne
an die vielbeschworene Effizienz (sprich: Allwissenheit) der
Märkte glauben. Denn ob Aktien oder Unternehmensanleihen, beide
haben keine zwei Wochen gebraucht, um die Kursverluste wieder
auszumerzen, welche die Nachrichten zur neuen CovidVariante
auslösten. Ist Omikron also ein non-event? Wissen die Anleger noch
vor den Virologen von der Harmlosigkeit von Omikron? Doch so naiv
sollte man sich die Anleger vielleicht nicht vorstellen. Ihr
Optimismus könnte auf zwei anderen Annahmen ruhen: 1. Aufgehoben
ist nicht aufgeschoben. Der heute durch höhere Inzidenzen
ausfallende Konsum wird (wieder mal) morgen nachgeholt. 2. Die
Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen von Omikron geben den
Zentralbanken den Spielraum, etwas Tempo aus ihrem
Straffungsfahrplan zu nehmen.
Wie unser „Chart of the Week“ zeigt, zogen die Risikoprämien (Spreads) für Unternehmensanleihen seit Spätsommer wieder an, als sich langsam abzeichnete, dass zumindest die Fed den Einstieg aus dem Ausstieg der ultralockeren Geldpolitik ernst meinen könnte. Unser Chart zeigt aber auch, dass die Spreads heute sogar unterhalb der Spreads im Jahr vor der Covid-Krise liegen. Für diese Entwicklung gibt es einige Gründe. So sind die Ausfallraten in den USA so niedrig wie zuletzt Anfang 20141 (und ohne den volatilen Energiesektor sogar nahe Null) und zumindest rückläufig in der Eurozone. Das kann etwa an staatlichen Hilfen, dem Niedrigzinsumfeld oder der überdurchschnittlichen Liquiditätsbeschaffung der
Firmen seit der Krise liegen.
Für gute Bilanz- und Ertragszahlen der Firmen spricht auch der anhaltende Hochstufungszyklus der Ratingagenturen. Für einen positiven Ausblick spricht zudem, dass wir im kommenden Jahr in der Eurozone und den USA mit einem Wirtschaftswachstum von über 4 Prozent rechnen. Und dass die Firmen 2022 deutlich weniger neue Anleihen als noch 2020 und 2021 emittieren dürften.
Müsste man zwischen der Eurozone und den USA einerseits und Anleihen mit und ohne Investmentgradestatus entscheiden, spricht unserer Meinung derzeit mehr für Europa und mehr für Hochzinsanleihen. Wie unser „Chart of the Week“ zeigt, sind die Spreads zwischen den vergleichbaren Titeln in Europa und den USA seit Quartalsanfang auseinandergelaufen. Dabei haben die US-Titel nächstes Jahr mit Leitzinserhöhungen zu kämpfen. Anders in der Eurozone, wo zudem die Zentralbank gerade im ersten (inflationsnervösen) Quartal mit Anleihekäufen weiterhin den Markt stützt.
Für Hochzinsanleihen spricht wiederum, dass sie weniger stark am Zinszyklus hängen. Auch dreht ihre Gesamtrendite nicht gleich ins Negative, sollten sich die Spreads doch noch mal ausweiten. Ganz ausschließen sollte man dies in so einem Umfeld natürlich nie. Es reicht ja, wenn sich durch Omikron die Lieferkettenprobleme deutlich verschärfen.
1 Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 07.12.2021
Quelle: DWS

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