Jahresendrallye voll im Gange: Pandemie beendet, Inflationsgefahr sinkt, Lieferkosten sinken, rosige Aussichten
09.11.21 10:06
Stephan Heibel
Liebe Börsenfreunde,
Da haben wir in den vergangenen Wochen goldrichtig gelegen: das
Tief Anfang Oktober gut für Käufe genutzt, inzwischen alles Cash
eingesetzt und nun erreicht der DAX ein neues Allzeithoch. Schwer
war nicht die Meinungsbildung, schwer war die konsequente
Umsetzung. Ich zeige ich auf, welche Indikatoren ich für meine
bullische Haltung verwendete.
Vor ca. zwei Wochen rief ich das Top im Ölpreis auf. Was, wenn
der Ölpreis nun zu fallen beginnt, fragte ich. Inflationssorgen
treten in den Hintergrund, die Konjunktur würde von niedrigeren
Energiekosten profitieren und die Notenbanken hätten weniger
Druck, das Zinsniveau anzuheben. Mega-bullisch, oder? Tatsächlich
ist der Ölpreis seither um 7% zurück gekommen.
Was, wenn sich die Lieferkettenprobleme lösen lassen, fragte ich.
Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist letzte Woche um 23%
eingebrochen. Die Preise für das Verschiffen von Eisenerz und
anderem Schüttgut über chinesische Häfen ist also deutlich zurück
gekommen. Sollten etwa auch die Transportkosten nur
"vorübergehend" so hoch gewesen sein? Immerhin, bei den
Frachtraten für Container ist von dem Preissturz noch nichts zu
sehen. Aber auch dort steigen die Preise seit drei Monaten bereits
nicht mehr weiter an.
Und so ist auch der Zinsanstieg ein weiteres Mal vereitelt worden.
Die Umlaufrendite ist diese Woche um 0,12%punkte auf -0,34%
eingebrochen, Bei -0,2% befindet sich die erste wichtige Marke,
bei deren Überspringen sich die Zinswende (nach 35 Jahren
fallenden Zinsen) ankündigen würde. Aber das steht nun erst einmal
nicht mehr zu befürchten.
Auch die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe hat ihren
Lauf in Richtung 2% vorzeitig beendet: Bei 1,76% war im März
Schluss. Es ging im Anschluss unter 1,2%. Und im Oktober stieß der
Zins bereits bei 1,67% an die Decke, Freitag sackte der Zins unter
1,50%.
Von steigenden Energiepreisen, unlösbaren Lieferproblemen und
steigenden Zinsen ist nichts mehr zu sehen. Eine galoppierende
Inflation rückt in weite Ferne.
Und, wem das alles noch nicht ausreicht als Begründung für das neue Allzeithoch, das der DAX am Freitag erklommen hat: Pfizer hat bekannt gegeben, eine Anti-Corona Pille zu haben, die das Sterberisiko im Falle einer Infektion um 90% senkt. Die Zulassung werde bald beantragt. Die Pille wird nach einem positiven Testergebnis eingenommen. Auch Merck hat bereits eine ähnliche Pille, sie wurde Donnerstag in Großbritannien zugelassen.
Geschäftsführender Gesundheitsminister Spahn kündigte an, man brauche die Sonderermächtigungen aus dem Corona-Gesetz nicht mehr. In den USA kündigte am Freitag Scott Gottlieb, der Christian Drosten der USA, an, die Pandemie sei beendet, man habe alles im Griff. Klar, die steigenden Infektionszahlen sprechen eine andere Sprache, aber es ist doch ermutigend, dass darin nicht mehr eine katastrophale vierte Welle gesehen wird, sondern eine auslaufende vierte und letzte Welle.
Corona-Aktien brachen am Freitag ein. Unternehmen, die unter Corona gelitten haben, heben ab: Lufthansa diese Woche +20%, Fraport +10%, CTS Eventim +14% und Sixt +10%.
Der DAX erreichte am Freitag mit einem Wochenplus von 2,5% ein
neues Allzeithoch. Auch in den USA wurden letzte Woche neue
Allzeithochs geschrieben.
Der Euro ist weiterhin schwach. Seit einiger Zeit hat sich der
Wechselkurs zwischen 1,15 und 1,25 USD/EUR eingependelt, doch
derzeit droht der Wechselkurs nach unten durchzubrechen. Je
weniger US-Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen, desto
stärker ist der US-Dollar. Oder desto schwächer ist um
Umkehrschluss der Euro.
US-Notenbankchef Jay Powell hat Donnerstag konkrete
Tapering-Zahlen genannt: Die Straffung der US-Geldpolitik beginnt
noch diesen Monat. Das Anleihenkaufprogramm wird von monatlich 120
Mrd. USD jeden Monat um 15 Mrd. USD Monat gekürzt. Im Sommer 2022
ist es dann auf Null.
EZB-Chefin Lagarde ist da noch völlig anders unterwegs: Sie hat
das Weltklima als ihr Ziel auserkoren und denkt gar nicht daran,
die ultralockere Geldpolitik zurückzuführen. Kein Wunder also,
dass der US-Dollar derzeit stärker ist als der Euro.
Das Anlegersentiment ist erwartungsgemäß extrem euphorisch. Kein
Wunder bei der aktuellen Börsenlage. Doch die Zukunftserwartung
ist eingebrochen. Was das bedeuten kann, lesen Sie in Kapitel 03
meiner aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe.
Im Börsen Ausblick werfen wir einen Blick auf unsere
Portfoliostruktur. Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden, sagt
man. Wir haben das eifrig getan und sind gut damit gefahren. Doch
nun helfen die Regeln, unser Portfolio zu disziplinieren, um das
Glück, das wir hatten, nicht zu überstrapazieren. Wie das gehen
soll, lesen Sie in Kapitel 04.
Wir haben wieder jede Menge Updates zu unseren Portfoliowerten in
Kapitel 05: Insgesamt 9 Stück, darunter eine ganze Reihe von
Transaktionsempfehlungen. Wenn Sie wissen möchten, was die
jüngsten Quartalszahlen von TeamViewer über diesen gefallenen
Engel aussagen, warum Moderna die Umsatzprognose gesenkt hat oder
wann der Goldpreis endlich ansteigen könnte, dann sollten Sie die
Updates nicht versäumen.
In der vergangenen Woche haben sich einige Leserfragen
angesammelt: Ist Varta zu hoch bewertet, wie spekuliert man mit
CO2-Zertifikaten, wie bedrohlich sind zu hohe Staatsschulden und
warum nicht einfach auf Valneva, den nächsten
Corona-Impfstoffanbieter setzen? Oder Westwing, ein
Online-Innenausstatter? Meine Meinung zu diesen Themen lesen Sie
in Kapitel 06.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über den
Portfoliostand in Kapitel 07.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel Stephan Heibel
Weiter zum aufbauenden Kapitel 03 der aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe 21/44: https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1920#ch03
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
7,40 % | 7,30 % | 0,10 % | +1,37% | 28.04./22:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
7,40 % | 2,30 % |
Handelsplatz | Letzter | Veränderung | Zeit |
Bundesbank | 7,40 % | +1,37% | 30.04.22 |
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Antw. | Thema | Zeit |
3 | Löschung | 15.08.14 |