Sehr geehrte Damen und Herren,
die Europäische
Zentralbank EZB befindet sich vor der Sitzung des EZB-Rates in
dieser Woche in einer schwierigen Gemengelage. Einerseits ist
ein weniger expansiver geldpolitischer Kurs dringend geboten
angesichts weiter steigender Inflationsraten und der fehlenden
Aussicht auf zeitnah sinkende Energie- und Rohstoffkosten und
einer Entspannung bei Lieferengpässen. Die konkrete
Perspektive von Leitzinsanhebungen im Laufe des zweiten
Halbjahres 2022 würde wenigstens den Eurokurs stabilisieren,
dessen Schwäche aktuell den Einkauf von vielfach in US-Dollar
gehandelten Rohstoffen und sonstigen Gütern zusätzlich
verteuert.
Ein Teil der
Inflation wird somit derzeit importiert. Andererseits bestehen
angesichts des unberechenbaren Fortgangs der Ukrainekrise und
drohender weiterer Sanktionen und Gegensanktionen erhebliche
wirtschaftliche Unsicherheiten. Auch darf natürlich kein
Zweifel daran aufkommen, dass sich alle Eurostaaten in einem
Umfeld steigender Zinsen weiter refinanzieren können.
Risikoprämien für europäische Staatsanleihen im Vergleich zu
Bundesanleihen müssen also niedrig gehalten werden. Dabei ist
die EZB bei der letzten Ratssitzung im März bereits tätig
geworden, indem das Auslaufen der Nettowertpapierkäufe im
Rahmen des APP-Programms (Asset Purchase Programme)
eingeläutet und damit die Basis für eine komplette Beendigung
im dritten Quartal geschaffen wurde. Einer Zinserhöhung im
dritten oder vierten Quartal stünde somit grundsätzlich nichts
mehr im Wege, wäre da nicht der drohende erneute stagflationär
wirkende Angebotsschock im Falle eines kompletten Stopps von
Rohstofflieferungen aus Russland.
Trotzdem dürfte EZB-Präsidentin Lagarde ihre Entschlossenheit bei der Bekämpfung der Inflation untermauern und gleichzeitig betonen, dass man auf Veränderungen der konjunkturellen Perspektiven flexibel reagieren werde. Um trotz Beginn der Zinswende im Laufe des Jahres keine erneute Staatsschuldenkrise in der Eurozone zu riskieren, ist seit einiger Zeit die Einführung ein Mechanismus für eine Krisenintervention im Gespräch, mit dessen Hilfe man einzelnen Staaten im Falle zu stark steigender Zinsen beiseite stehen könnte. Zwar gibt es dazu noch keine konkreten Verlautbarungen vonseiten der Notenbank, idealerweise reicht aber auch eine vage Ankündigung und es kommt gar nicht erst zu einer Spekulation des Marktes auf stark steigende Risikoprämien. So oder so bleibt das Umfeld anspruchsvoll, nicht zuletzt auch für Anleger, für die sich das tief negative Realzinsniveau kurzfristig kaum ändern dürfte.
Ihr Carsten Mumm
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER &
REUSCHEL
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
7,60 % | 7,90 % | -0,30 % | -3,80% | 28.06./22:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
7,90 % | 3,80 % |
Handelsplatz | Letzter | Veränderung | Zeit |
Bundesbank | 7,60 % | -3,80% | 30.06.22 |
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Antw. | Thema | Zeit |
3 | Löschung | 15.08.14 |