Sie lesen nachfolgend Auszüge unserer Stimmungsanalyse des Investorensentiments sowie unseren Börsenausblick. Das nächste Update kommt morgen / übermorgen wie jedes Wochenende im Heibel-Ticker.
Die Sentimentanalyse gibt einen guten Hinweis: Vor zwei Wochen herrschte Panik und das Kind wurde mit dem Bade ausgekippt. Die Erholungsrallye letzte Woche ist daher aus der Sicht der Sentimentanalyse erwartbar gewesen. Doch wie darf das Sentiment in Kriegszeiten interpretiert werden? Im Ausblick leite ich daher ab, wie ich mich mit unserem Heibel-Ticker Portfolio in den kommenden Wochen verhalten werde.
Sentiment: Erholung hat noch Luft nach oben
Die Gegenbewegung an den Aktienmärkten, die wir in der
vergangenen Woche beobachten konnten, könnte noch ein wenig
weiterlaufen. Jeder Crash, jeder Bärenmarkt endet mit einer
Gegenbewegung. Häufig kann man erst im Verlauf der Gegenbewegung
beurteilen, ob es sich nur um eine zwischenzeitliche Erholung vor
dem nächsten Kursrutsch handelt, oder aber um die Kehrtwende.
Auffällig ist die nachhaltig niedergeschlagene Stimmung unter den
Anlegern. Der 5-Wochendurchschnitt des Anlegersentiments notiert
auf dem niedrigsten Wert seit dem Corona-Crash. Insgesamt nur
dreimal war dieser Indikator seit 2014 noch negativer. Jeweils
folgte eine Kursrallye.
Die große Niedergeschlagenheit bei den Anlegern, die auf Panik
zurückzuführen ist, führte in der Vergangenheit überwiegend zu
großen Kursgewinnen in den folgenden 6 Monaten. Durchschnittlich
konnte der DAX in den folgenden 6 Monaten um 8% zulegen.
Auch die Differenz zwischen Stimmung und Zukunftserwartung deutet
auf eine positive Aktienmarktentwicklung: Seit 2006 gab es 18
Ereignisse, die eine vergleichbare Niedergeschlagenheit bei
gleichzeitig großem Optimismus unter den Anlegern auswiesen. Der
DAX stieg in den folgenden 6 Monaten um durchschnittlich 5,5%.
… wenn da nicht die große Ungewissheit wäre. Der Krieg in der Ukraine hebt die geopolitischen Machtverhältnisse aus den Angeln. Gleichzeitig droht die Inflation außer Kontrolle zu geraten. Lösungen zeichnen sich noch nicht ab.
Es erfordert eine gehörige Portion Mut, in dieser Situation Aktien zu kaufen. Daher setzen wir den Schwerpunkt auf die Analyse der historischen Daten, die uns vorliegen. Es bleibt dann jedem Anleger selbst überlassen, wie stark er sich auf Statistiken verlässt, oder wie groß er die Gefahr einschätzt, die von den beunruhigenden Entwicklungen ausgeht.
Ich habe den Eindruck, dass die Angst und Panik aktuell deutlich abnimmt, obwohl keine Lösungen in Sicht sind. Denn der sichere Hafen, das Gold, ist zwar an die 2.000 USD/Oz-Marke herangelaufen, doch die Zukunftserwartung ist eingebrochen. Während man am Goldmarkt also feiert, verlassen die Bullen lautlos die Party.
Schauen wir auch hier auf die Statistik, so eröffnet sich ein überraschendes Bild: nur sechsmal seit 2006 war die Differenz zwischen Stimmung und Erwartung so groß. Jedes Mal folgte eine Goldpreisrallye. Durchschnittlich stieg der Goldpreis in den folgenden sechs Monaten sogar um 15% an.
Obwohl die Sentimentsituation am Ölmarkt dem Goldmarkt ähnelt, lässt sich die Schlussfolgerung eines zu erwartenden Preisanstiegs nicht übertragen. Unsere Statistik lässt keine signifikante Prognose aus der aktuellen Sentimentlage zu.
Ausblick: China: Das Zünglein an der Waage
China verhält sich bewusst zurückhaltend gegenüber dem Krieg in
der Ukraine. Dem Partner Russland stärkt man den Rücken, doch der
Krieg in der Ukraine wird weder verurteilt, noch unterstützt. Nun
hat sich Russland direkt an China mit der Bitte um Hilfe gewandt.
Die russischen Devisenreserven im Ausland sind eingefroren, diese
Woche Mittwoch werden zwei in US-Dollar notierende russische
Staatsanleihen zur Rückzahlung fällig. Russland sind ohne die
Hilfe eines Partners die Hände gebunden, seine Auslandsanleihen zu
bedienen. Ein Zahlungsausfall scheint unabwendbar.
Ich fürchte, früher oder später wird sich China entscheiden
müssen. Und wenn ich mir anschaue, wie die USA in den vergangenen
Jahren mit China umgesprungen sind, fällt es mir nicht schwer, mir
vorzustellen, dass China sich derzeit besser mit Russland als mit
dem Westen versteht. Die wirtschaftlichen Sanktionen, die bislang
gegen Russland verhängt wurden, müssten dann auf China ausgeweitet
werden. Ich will dieses Szenario gar nicht weiter führen, denn
dieser Gedankengang reicht eigentlich schon, um eine schnelle
Lösung für den Ukraine-Krieg und eine Rückkehr in die Normalität,
wie wir sie kennen, zu verwerfen.
Wir haben im Februar viele Unternehmenszahlen gesehen. Unternehmen
haben die Corona-Pandemie genutzt, um sich zu verschlanken, um
ihre Profitabilität zu erhöhen und um flexibler auf Verwerfungen
reagieren zu können. Nach dem Panik-Ausverkauf der Vorwoche sehen
wir aktuell eine Gegenbewegung. Ich kann mir durchaus vorstellen,
dass diese Gegenbewegung noch eine Weile weiterläuft. Doch ich
kann mir kaum vorstellen, dass aus dieser Gegenbewegung eine neue
Hausse erwächst.
Daher werde ich weiterhin gute Tage zum Ausdünnen unseres
Portfolios nutzen und an schwachen Tagen gezielt, aber moderat
nachkaufen. Für ein "All-In" ist mir die Situation zu gefährlich.
Details zu Empfehlungen und unserem Musterdepot bleiben den
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